Oktoberfest 2018 Wie sich eine Wiesn-Kellnerin wappnet

München · Mit Medikamenten, einem Vorrat an Dienstkleidung und Fitnesstraining will eine Kellnerin die nächsten 14 Tage Oktoberfest durchstehen.

 In Lederhose und mit Bier in der Hand feierten erste Besucher am Samstag die Eröffnung des 185. Oktoberfestes in München.

In Lederhose und mit Bier in der Hand feierten erste Besucher am Samstag die Eröffnung des 185. Oktoberfestes in München.

Foto: AP/Matthias Schrader

Hunderte Liter Bier wird Angela Hopper Tag für Tag durchs Festzelt wuchten und dabei Dutzende Kilometer zurücklegen – zumindest in den nächsten zwei Wochen. Das größte Volksfest der Welt hat begonnen. Mit zwei Schlägen hat Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am vergangenen Samstag das erste Fass Bier angezapft und damit das 185. Oktoberfest eröffnet. Hunderte Gäste, fast alle in Dirndl und Lederhose, hatten bereits am frühen Morgen bei herbstlichem Wetter auf den Einlass gewartet. Die Ersten waren im Morgengrauen gekommen, um ganz vorne dabei zu sein. Um neun Uhr kam über die Lautsprecheranlage – auf Deutsch, Englisch und Bairisch – der ersehnte Satz: „Liebe Festgäste, willkommen auf dem Oktoberfest. Wir öffnen jetzt das Festgelände.“ Und damit begann die Arbeit für Angela Hopper und ihre Kolleginnen in den Festzelten.

„Als ich angefangen habe, konnte das kaum jemand fassen“, erinnert sich die 25-Jährige an ihr erstes Oktoberfest als Kellnerin vor zwei Jahren. „Das schaffst du nie, haben sie gesagt“. Denn die eher zierliche Frau ist 1,67 Meter groß und wiegt nur 54 Kilogramm.

Aber Eltern und Freunde irrten: Die 16 Tage im Festzelt hatten ihr lediglich schmerzenden Fußsohlen eingebracht. „Ich wollte das unbedingt schaffen und hab mich vorbereitet. Mein Fitnesstrainer hat sich ein spezielles Training ausgedacht. Rumpf und Rücken, dazu Bizeps und Trizeps.“ Auch die Beine wurden trainiert, denn aus der Hocke stemmt sie seit vergangenem Samstag die schweren Krüge in die Höhe. Und ihre Fitness soll ihr auch in den nächsten zwei Wochen zugutekommen.

Nicht alle Kellner bereiten sich so gezielt vor: Eine Kollegin sei etwa ehemalige Profiskifahrerin. „Zwei Meter groß, ein ganz anderer Typ als ich. Die trägt schon mal 14 Maß auf einmal.“ Sie selbst belasse es bei acht Krügen – gefüllt wiegt jeder einzelne mehr als zwei Kilo. „Wir haben auch Kellnerinnen dabei, die sind weit über 60“, erzählt Claudia Neuhofer, die den Service im Festzelt leitet.

Hopper arbeitet in einem Vierer-Team. Falle eine von ihnen aus, sei das eine absolute Katastrophe. „Letztes Jahr war im Zelt eine heftige Grippewelle. Ich hatte drei Tage richtig Fieber. Das schlaucht dann irre, aber man kann das Team nicht hängen lassen – zu dritt würden wir das nie schaffen“, sagt Hopper. Wenige Tage vorm Anstich habe sie sich zudem in einer Apotheke mit Bandagen, Blasenpflastern und Schmerztabletten eingedeckt.

 Vor den Fest trainiert Angela Hopper  mit Maßkrügen.

Vor den Fest trainiert Angela Hopper mit Maßkrügen.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

„Du musst hart im Nehmen sein“, so beschreibt es Hopper. „Du darfst kein Müdigkeitsgefühl haben, kein Schmerz- und kein Ekelgefühl.“ Vergangenes Jahr habe sich zum Beispiel ein Gast auf sie übergeben – sie habe sich schnell umgezogen und weitergemacht.

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