Eine große (hierzulande) Unbekannte

Saarbrücken · Sie war bundesweit eine der wichtigsten Hörspiel-Autorinnen, auch wenn das in ihrer Wahlheimat Saarland viele nicht wussten. Am Montag haben der Mann und der Sohn von Eva Maria Mudrich (1927-2006) ihr eine Hommage in Saarbrücken gewidmet.

Da lebte eine bedeutende Frau mitten unter uns, und nur wenige wussten es: Die Journalistin und Schriftstellerin Eva Maria Mudrich (1927-2006) war eine der wichtigsten Hörspielautorinnen der 70er- und 80er-Jahre. Schwerpunkte ihres großen Schaffens waren die Genres Science Fiction und Krimi; vor allem für das anspruchsvolle deutsche Science-Fiction-Hörspiel sollte die gebürtige Berlinerin dank ihres wissenschaftlichen Interesses und ihrer sozial- und gesellschaftspolitischen Themen zu einer Wegbereiterin werden. So verfasste Eva Maria Mudrich allein 23 Science-Fiction-Hörspiele, von denen 36 verschiedene Produktionen existieren, und über 100 Kurzhörspiele.

In der Redaktion einer Berliner Tageszeitung lernte sie ihren späteren Mann Heinz Mudrich kennen, den ehemaligen Feuilleton-Chef der Saarbrücker Zeitung: "Eine Blitzbegegnung, die 60 Jahre lang hielt", sagte Heinz Mudrich am Montag im Saarländischen Künstlerhaus.

Dort stellten er und sein Sohn, der Jazzpianist und -komponist Christoph Mudrich, sich bei einer recht heiteren Hommage den Fragen des Moderators Erhard Schmied. Beide, Gatte und Sohn, dürften zumindest im Saarland einen höheren Bekanntheitsgrad als Eva Maria Mudrich genießen - vielleicht, weil sie für verschiedene Rundfunkanstalten arbeitete und Hausautorin des WDR war, aber ausgerechnet der Saarländische Rundfunk nur ein einziges ihrer Hörspiele produzierte, obwohl sie seit 1959 in Saarbrücken lebte? Dieser Umstand war jedoch kein Gesprächsthema. Heinz Mudrich las aus einem persönlichen Manuskript seiner Frau und erinnerte daran, dass sie während der 50er Jahre unter dem Pseudonym Maren Offenburg Jungmädchenbücher für den Boje-Verlag verfasste.

Nicht erwähnt wurde, dass Mudrich bereits 1972 mit "Das Glück von Ferida" bei einem Preisausschreiben des WDR für Science-Fiction-Hörspiele zur Förderung deutscher Nachwuchsautoren einen ersten Preis gewann und 1993 für ihr Werk "Sommernachtstraum" den Kurd-Laßwitz-Preis erhielt. Zur Einstimmung konnte man hier ihrem ersten Hörspiel "Das Experiment" in einer NDR-Fassung aus dem Jahre 1971 lauschen. Bereits dieses erstaunlich reife und alterslose Frühwerk offenbarte Talente, die auch Weggefährten im Publikum lobten: das "Kopfkino", mit dem die Schriftstellerin technologische Themen in spannende Geschichten umsetzte, sowie ihr Gespür für Szenen und Dialoge.

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