Ein schwieriges Jahr für Saarstahl

Völklingen. "Wir sind winterfest", beschreibt Klaus Harste, Vorstandsvorsitzender der Völklinger Saarstahl AG, bildlich die Lage des Unternehmens. Man habe in den guten Jahren bis 2008 vorgesorgt und die Krise genutzt, um sich für die Zukunft im Markt gut aufzustellen. Dennoch plagen den Saarstahl-Chef auch in diesem Jahr erhebliche Probleme

Völklingen. "Wir sind winterfest", beschreibt Klaus Harste, Vorstandsvorsitzender der Völklinger Saarstahl AG, bildlich die Lage des Unternehmens. Man habe in den guten Jahren bis 2008 vorgesorgt und die Krise genutzt, um sich für die Zukunft im Markt gut aufzustellen. Dennoch plagen den Saarstahl-Chef auch in diesem Jahr erhebliche Probleme. Hüttenwerke brauchen nämlich eine hohe Auslastung, um rentabel arbeiten zu können. Davon blieb die Völklinger Hütte 2009 weit entfernt. Die Kapazitäten wurden nur zu rund 60 Prozent genutzt. Im laufenden Jahr sollen es auf Grund der konjunkturellen Aufwärtsentwicklung immerhin 70 bis 80 Prozent werden. Vollauslastung wie 2008 erwartet Harste frühestens 2011/2012. Eine Ergebnisprognose für 2010 wollte der Saarstahl-Chef wegen der allgemeinen Unsicherheit auf den Märkten nicht geben. Er traut den Schmiedeaktivitäten von Saarstahl jedoch zu, das Konzernergebnis ins Positive zu drehen. Der Saarstahl-Chef geht davon aus, dass Kurzarbeit auch das ganze Jahr hindurch gefahren werden muss. Im Interesse der Mitarbeiter will das Unternehmen die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent auch in diesem Jahr durchhalten. Das Problem einer schwachen Auslastung haben fast alle Hütten. Dadurch gerieten die Stahlpreise erheblich unter Druck. Und damit die Ergebnisse der Stahlunternehmen. Wegen der flauen Stahlkonjunktur in Europa setzt Saarstahl vermehrt auf den Export. Natürlich auf Nachfrage aus Fernost, aber auch aus den USA, wo sich die Aussichten auf dem Stahlmarkt gebessert haben.Wenig Freude haben die Völklinger auch beim Einkauf der Rohstoffe. "Die Preise werden mittlerweile in China gemacht", sagt Harste. Die hohe Grundstoff-Nachfrage der fernöstlichen Großmacht schlage auf die Preise weltweit durch. Mit der Folge, dass hier zu Lande beispielsweise das Erz und andere Einsatzstoffe immer teurer würden, während die Preise für die Stahlprodukte im Keller blieben. Bei Erz würde für 2010 mit Aufschlägen bis zu 50 Prozent, bei Kohle mit bis zu 70 Prozent gerechnet. Hinzu komme der Wettbewerb mit Unternehmen, die Stahl mit Elektroöfen erzeugen. In Zeiten schwacher Stahlnachfrage wie derzeit hätte der über Strom erzeugte Stahl die Nase vorn - zumindest bei Massenstählen, auf deren Produktion auch Saarstahl als Grundauslastung nicht verzichten kann. Bei anspruchsvollen Gütern blieben die traditionell arbeitenden Hütten wie Saarstahl auch heute im Vorteil. Harste bringt es so auf den Punkt: "Wir können nicht schlecht." Mit der Folge, dass auch Qualitätsstahl eingesetzt wird, wenn die Produkte auch mit minderwertigerem Stahl auskämen. Doch habe Saarstahl auf Grund seines hochwertigen Stahls aus dem Völklinger Stahlwerk auch Vorteile. "Wir sind beispielsweise Qualitätsführer bei Reifendraht und druckdichtem Automatenstahl." Auf dem sogenannten Kaltstauchmarkt - dabei geht es zum Beispiel um Produkte wie Schrauben - teile sich Saarstahl die Führungsposition mit Voest.

HintergrundDer Saarstahl-Konzern hat insgesamt 7200 Mitarbeiter, davon 345 Lehrlinge. Damit ist die Firma der größte Ausbilder im Saarland. 4200 gehören zur Saarstahl AG. Hinzu kommen noch 1100 Mitarbeiter in der Schmiede. Die übrigen Beschäftigten sind in der Weiterverarbeitung tätig. Im Saarland sind rund 6000 Arbeitnehmer bei Saarstahl beschäftigt. 1974 hatte allein die damalige Völklinger Hütte noch an die 25 000 Mitarbeiter. Heute produzieren 4000 in etwa die gleiche Menge an Stahl. pr

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