"Ein Schnösel war er"

Herr Rubey, was ging in Ihnen vor, als man Ihnen die Rolle des Falco antrug?Rubey: Als ich in der Zeitung gelesen habe, dass Robert Stadlober abgesagt hat, habe ich mich sehr um diese Rolle bemüht. Es folgte ein monatelanger Prozess der Ungewissheit, ob ich den Zuschlag bekomme oder nicht. Als es klar war, habe ich mich sehr gefreut

Herr Rubey, was ging in Ihnen vor, als man Ihnen die Rolle des Falco antrug?

Rubey: Als ich in der Zeitung gelesen habe, dass Robert Stadlober abgesagt hat, habe ich mich sehr um diese Rolle bemüht. Es folgte ein monatelanger Prozess der Ungewissheit, ob ich den Zuschlag bekomme oder nicht. Als es klar war, habe ich mich sehr gefreut. Erst später kamen manche Zweifel dazu.

Ihre Darstellung musste zu einem gewissen Prozentsatz eine Imitation sein. Wo gab es Freiräume für Ihr Spiel?

Rubey: Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich mich nicht als Imitator sehe, sondern eine eigene Interpretation einbringen will. Bei den Videoclips war das klarerweise nicht möglich, aber bei den Privatsequenzen. Da sie reine Fiktion sind, konnten wir uns da ein bisschen austoben.

Wie nahe ist Ihnen die Musik von Falco?

Rubey: Nicht sehr. Ich bin kein Fan. Das war für den Einstieg gut, weil ich deshalb nicht zu ehrfürchtig war. Als Figur ist Falco mir mittlerweile näher gekommen, weil ich zu verstehen glaube, was ihn antrieb.

Hat sich Ihr Blick auf den Menschen Hans Hölzel durch den Film verändert?

Rubey: Ich habe ihn vorher sehr oberflächlich wahrgenommen, als präpotenten, gelackten Schnösel. Nun meine ich, dahinter eine schüchterne, Liebe suchende Person erkennen zu können. Diese Schizophrenie - auf der einen Seite eine große, alles sprengende Kunstfigur, auf der anderen Seite das sehr bürgerliche Suchen nach Geborgenheit, Familie und Liebe - hat sich mir erst bei der Arbeit erschlossen.

Haben Sie Menschen aus Falcos Umfeld befragt?

Rubey: Ja. Aber ich habe das dann sehr schnell wieder beschränkt. Diese ganze Vermächtnisgeschichte hat sehr schnell Ausmaße angenommen und wurde anstrengend. Jeder redet da mit. Jeder Taxifahrer hat eine Geschichte auf Lager, wie Falco denn nun wirklich war.

Wann war der Zeitpunkt gekommen, zu dem Sie keine Falco-Songs mehr hören konnten?

Rubey: Der war eigentlich mit dem letzten Studiotag erreicht. Bis dahin musste ich ja durchhalten. Aber seither habe ich keinen Falco mehr aufgelegt, jedenfalls nicht freiwillig.

Die Kritiken zum Film gingen weit auseinander, Ihre Darstellung wurde aber einhellig gelobt. Hat Ihnen diese Rolle volle Auftragsbücher beschert?

Rubey: Ja, ich bin jetzt in der wunderbaren Situation, dass mir regelmäßig Bücher geschickt werden und ich jetzt ein wenig sondieren kann, was ich als nächstes machen möchte. Das hätte ich mir nicht einmal träumen lassen.

Nach all den Erfahrungen, die Sie gesammelt haben: Ist Ihnen Falco sympathisch?

Rubey: Ja. Ohne die chauvinistischen Inhalte gut zu finden, ist er mir schon ans Herz gewachsen. Ich bin zu einem Anwalt dieser Figur geworden. Ich mag den Schalk und den Mut, große Visionen zu haben, trotz der ständigen Gefahr, in die Scheiße zu greifen.

"Falco - Verdammt, wir leben noch!" startet morgen im Cinestar (Sb). Kritik morgen in unserer Beilage treff.region.

AUF EINEN BLICK

Die weiteren Kinostarts dieser Woche: Die Camera Zwo in Saarbrücken zeigt "Wilde Unschuld" von Tom Kalin, die nur teilweise gelungene Geschichte eines Inzest-Skandals mit Julianne Moore. Im Filmhaus Saarbrücken laufen die Charakter- und Zeitgeiststudie "Sieben Mulden und eine Leiche" vom Schweizer Regisseur Thomas Haemmerli und "Itty Bitty Teenie Committee" von Jamie Babbit, eine muntere, märchenhafte Geschichte über ein Mauerblümchen, das in einer radikalen feministischen Gruppe aufblüht. Enttäuschend dagegen: Die fade Komödie "Penelope" mit Christina Ricci und der schematische Horror-Aufguss "Prom Night" mit Brittany Snow. tr

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