Saarländische Ausdrücke Ein Saarland-ABC: Von A wie „ab“ bis Z wie „Zores“

Wir Saarländer können ja bekanntlich mit allem und jedem, ja, sogar mit Dingen, die gar nicht mehr da sind. Wie zum Beispiel mit dem „abben Arm“, also eigentlich ohne Arm. So ist „der Jupp sogar mit seinem abben Arm noch jahrelang schaffen gang“.

 Kristina Schappert zeigt ihre Saarland-Tätowierung auf dem rechten Oberschenkel: einen Ring Lyoner-Fleischwurst, eine Flasche Maggi-Würze, die Saarlodris, Zeichtrick-Figuren des Saarländischen Rundfunks, und den Spruch „Haupsach gudd gess“.

Kristina Schappert zeigt ihre Saarland-Tätowierung auf dem rechten Oberschenkel: einen Ring Lyoner-Fleischwurst, eine Flasche Maggi-Würze, die Saarlodris, Zeichtrick-Figuren des Saarländischen Rundfunks, und den Spruch „Haupsach gudd gess“.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Und „sein Kolleesch, da Karl, hat sogar mit dem abben Bään noch Fußball gespillt!“

Wenn wir Saarländer zu jemandem oder etwas gehen, dann gehen wir „bei“ ihn oder es. „Ich muss noch bei de Bäcker und anschließend noch bei de Karlheinz die Heckenscheer abholen.“ Und wenn der Saarländer kuscheln will, dann sagt er: „Komm bei mich bei, dann wirschde gehämelt.“ Scheen, gell?

Grundnahrungsmittel des Saarländers. Obwohl angeblich in den 40er Jahren in Berlin erfunden, hat der Saarländer die Currywoschd perfektioniert. Während die Currywoschd im „Reich“ (siehe dort) in der Regel lediglich mit Curryketchup und Currypulver serviert wird –  dazu gibt es im Ernstfall eine ungetoastete Scheibe Toast –, wird sie im Saarland mit einer würzig nahrhaften Soße gereicht und natürlich mit „Weck“ (siehe dort), zum „Tunken“.

Gibt es nur im Saarland. Während man sich weltweit mit „Kugelschreibern“ herumärgern muss, haben wir im Saarland den „Dauerschreiber“. Der hält auch viel länger!

Während man sich weltweit in Genderdiskussionen aufreibt, können wir im Saarland das überhaupt nicht verstehen. Denn bei uns gibt es nur die männliche Form „er“ und die Form für alles andere „es“. Die weibliche Form „sie“ ist irgendwann auf der Strecke geblieben, wovon „es Hilde“ oder „es Janine“ ein Lied singen können. Dennoch ist auch diese saarländische Schrulligkeit durchaus liebevoll gemeint, ist „es“ doch in der Regel „es Beschde, wo do is“.

Diese Krankheit gibt es nur im Saarland und umfasst alle grippalen Infekte und Erkältungskrankheiten zusammen. Nicht zu verwechseln mit der „Flemm“, was lediglich Lustlosigkeit oder Niedergeschlagenheit bedeutet, allerdings oftmals mit der „Fräck“ gemeinsam auftritt. Nichts damit zu tun hat der Begriff „Fräckert“, was entweder einfach nur „Kind“ heißt oder „frecher Mensch“, je nach Anwendung. Als freundliche Nachfrage: „Was macht dein Fräckert?“ – „Oh, der hat die Fräck!“ – „Was hätt’ ich do die Flemm!“ Oder eben anders: „Was willschd denn, du Fräckert?!“ Wird oft noch durch den Zusatz „Wo de bischd!“ verstärkt.

Die sprichwörtliche Hauptsache im Saarland. Dabei isst der Saarländer ebenso gerne gut wie genügend, „enn gudd Portion“ eben. Entsprechend können etwaige Qualitätsmängel durch die Größe der Portion kompensiert werden. „Es war net so gudd, aber dafür war es enn gudd Portion!“ Sprichwörtlich ist der direkte Zusammenhang zwischen der Qualität des Essens und dem Arbeitstempo: „Hauptsach gudd gess, geschafft hann mir schnell!“

Es gibt möglicherweise einen Grund, warum Saarländer so ausgeglichen und freundlich sind. Der Saarländer hat keine Probleme, der Saarländer hat „Huddel“. Und falls das sonst niemand versteht, hat der Saarländer damit überhaupt keinen Huddel. Nie gehabt!

Das Wort bzw. die Vorsilbe „über“ gibt es im Saarländischen nicht. Statt dessen benutzen wir „iwwer“. Deshalb ist man auch „Iwwerzwerch“, wenn es einem zu gut geht, kommt aus „Iwwerherrn“ oder freut sich „iwwerschwenglich iwwer Iwwerraschungen“. Merkwürdigerweise „iwwerträgt“ der SR seine Sendungen immer noch per Ü-Wagen statt per I-Wagen. Wenn Sie das jetzt nicht verstehen, kann man da leider „iwwerhaupt nix“ machen.

Saarländische Kurzform für den Vornamen Josef. Wobei es im Saarländischen eigentlich Nachname heißen müsste. Denn einen Josef Müller kennen wir nicht, es sei denn der Müller Jupp ist gemeint.

Saarländisch für Weißkohl. Wird allerdings im übertragenen Sinne für Unfug jeglicher Art verwendet, egal ob etwas „Kappes“ ist, jemand „Kappes“ schwätzt oder „Kappes“ macht.

Was dem Bayern sein „Schaun ma mal“, ist dem Saarländer sein „Moh louen!“, also „Mal sehen!“ Wobei das saarländische „Moh louen!“ eigentlich ein verstecktes „Nein“ ist: „Kommschde morgen mit zum Opa Lyoner essen?“ – „Moh louen!“ Also eher nicht … obwohl, es gibt Lyoner.

Person im Saarländischen, der nicht zu trauen ist und die möglicherweise zu Jähzorn oder Unberechenbarkeit bis hin zum Handgreiflichen neigt. Deshalb sollte man die Warnung „Pass auf, das ist ein Masick!“ unbedingt beachten.

Als Land im Herzen Europas liebt der Saarländer seine Nachbarn, außer es ist ein „Wackes“ (Franzose) oder ein „Pfälzer“, obwohl … was wären wir ohne sie? Und was sich liebt, das neckt sich! Gegen Luxemburger haben wir übrigens auch nichts. Die schwätzen ja sogar fast wie wir.

Wird benutzt, wenn auf dem Teller oder im Glas etwas übrig bleibt. Auch „Urwesjer“, „Uwesja“, „Owesja“ … egal. Reste werden im Saarland so oder so nicht gemacht!

Wenn Saarlouis die heimliche Hauptstadt des Saarlandes ist, dann ist das Saarland der heimliche Regierungsbezirk Deutschlands. Schließlich kommen unter anderen mit Annegret Kramp-Karrenbauer, Heiko Maas und Peter Altmaier gleich drei Bundesminister aus dem Saarland, davon die beiden letzteren aus dem Kreis Saarlouis. Gemessen an der Größe des Saarlandes (siehe dort) sind die Saarländer damit überproportional in der Regierung vertreten. Schadenersatzansprüche lassen sich daraus allerdings nicht ableiten, allein schon wegen der Kassenlage des kleinsten Bundeslandes.

Eigentlich ein Synonym für Pflaume oder Zwetschge, zu finden als Backwerk „Quetschekuche“ oder als hochprozentiger „Quetsch“. Außerdem macht der Saarländer lieber mit der „Quetschkommod“ Musik als mit der Ziehharmonika. Wahlweise kommt das Wort aber auch für wahrscheinlich nicht mehr TÜV-taugliche Fahrzeuge oder unansehnliche Abendbegleitungen zum Einsatz: „Was willschde denn mit der alten Quetsch?“

Es ist wohl der wechselhaften Vergangenheit des Saarlandes gezollt, dass wir hier ein eigenes Wort für den Rest der Bundesrepublik haben. Alles, was Deutschland außer dem Saarland ist, ist im Saarländischen das „Reich“. Der Begriff hat sich, trotz der Diskussionen um politische Korrektheit, hartnäckig gehalten und wird selbstverständlich stets liebevoll gebraucht: „Das do is nix, das kommt bestimmt aus’m Reich!“

Die Bedeutung des Saarlandes für den Rest der Welt ist gar nicht zu überschätzen. Das macht alleine schon die Tatsache deutlich, dass das Saarland nicht einfach nur ein Bundesland ist, sondern ein offizielles Flächenmaß. Leider wird „Saarland“ als Flächenmaß häufig bei eher negativen Nachrichten genutzt, wogegen wir an dieser Stelle offiziell Einspruch einlegen. Statt Waldbränden, Ölteppichen oder Rodungen von der vielfachen Fläche des Saarlandes, wäre es auch einmal schön, von einem Weinanbaugebiet oder einer Paradiesinsel in der Größe des Saarlandes zu hören. Übrigens entspricht das Saarland (2570 km²) einer Fläche von rund 360.000 Fußballfeldern (0,00714 km²).

Dibbelabbes, Lyoner, Maggi, Ur-Pils, Schwenker, Gefillde mit Speckrahmsoß’, Krumberkichelchja, Geheirate oder Mehlknäpp, um nur einiges zu nennen, sind feste Bestandteile der saarländischen Tradition, genauso wie unsere Weltoffenheit. Auch wenn’s daheim immer noch am besten schmeckt.

Gudd!

Damit kennt sich der Saarländer aus. Das Wissen darum, es sich so richtig gut gehen zu lassen, das sprichwörtliche „Saarvoir vivre“ ist quasi Markenzeichen.

Mathematisch paradoxes saarländisches Brötchen. Bis heute ist ungeklärt, warum ein halber Doppelweck kein ganzer Weck
ist, zwei halbe Weck aber
schon.

Das Gemeinschaftsgefühl des Saarländers drückt er in der Regel durch „Unser“ aus. Wie in „Uus Hütt“ oder
„Uus Sproch“. Saarländer halten zusammen. Man
kann ihnen eben nichts
vormachen, auch kein X für ein U.

Da es im Saarland kein „Ü“ gibt (siehe „I“), kann es auch nichts mit Ypsilon geben. Das hätte uns auch gerade noch gefehlt.

Wenn der Saarländer „Huddel“ (siehe dort) mit jemandem hat, kann es passieren, dass es „Zores“ gibt. Dabei kann „Zores“ auch lautstark ausgetragen werden, weshalb er einfach auch nur Lärm bedeuten kann: „Was war denn da gestern Abend wieder für ein Zores bei euch?“ Häufig findet „Zores“ aber still,
weil an verschiedenen Orten und meist zwischen Paaren statt. Wobei ein Partner oft zuhause bleibt, während
der andere eine Kneipe aufsucht. Der zuständige Wirt sieht sich dann häufig zu der folgenden, mitfühlenden, aber rhetorischen Frage veranlasst: „Haschde dahämm wieder Zores?“

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Foto: SZ/User, gmlr08

Als ich den überaus heiklen Auftrag bekam, ein Saarland-ABC zu verfassen,
hatte ich übrigens typisch saarländische Bedenken: „Oh, das gibt doch widder nur Zores!“ Moh louen ...
Jörg O. Laux

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