Ein Ölriese entsteht

Moskau/London. Der Ölmarkt steht vor einem spektakulären Milliarden-Deal: Mit Rückendeckung von Präsident Wladimir Putin will der russische Staatskonzern Rosneft den größten börsennotierten Ölförderer der Welt schmieden

Moskau/London. Der Ölmarkt steht vor einem spektakulären Milliarden-Deal: Mit Rückendeckung von Präsident Wladimir Putin will der russische Staatskonzern Rosneft den größten börsennotierten Ölförderer der Welt schmieden. Dazu will der vom Kreml kontrollierte Konzern die Anteile des britischen Energieriesen BP an dem russisch-britischen Gemeinschaftsunternehmen (Joint-Venture) TNK-BP übernehmen. Gestern ließen Rosneft und BP ihre Aktionäre zunächst noch im Dunkeln. Ob sich überhaupt die BP-Spitze wie erwartet zusammensetzen würde, um über ein Angebot von Rosneft für den 50-Prozent-Anteil der Briten an dem Joint-Venture zu entscheiden, war ungewiss, obwohl britische Medien zuvor darüber spekuliert hatten. Ein Konzernsprecher in London bestätigte dies nicht. Auch die russische Regierung äußerte sich zurückhaltend. Es handele sich um einen sehr schwierigen Deal, sagte Vizeregierungschef Igor Schuwalow der Agentur Interfax zufolge.Die Briten halten derzeit 50 Prozent an TNK-BP. Der einflussreiche Rosneft-Boss Igor Setschin, ein Vertrauter Putins, legte dem britischen Energieriesen laut "Financial Times" ein Angebot in Höhe von 28 Milliarden US-Dollar (21,3 Milliarden Euro) für dessen Anteile an TNK-BP vor. BP-Chef Bob Dudley wolle vorschlagen, die Offerte anzunehmen, schrieb die Zeitung "The Guardian".

Rosneft soll sich zudem für ebenfalls 28 Milliarden US-Dollar auch die zweite Hälfte an TNK-BP gesichert haben, die dem Konsortium Alfa Access-Renova (AAR), bestehend aus vier russischen Milliardären, gehört. Mit der Gesamtübernahme würde Rosneft zum größten börsennotierten Ölförderer der Welt. Die Fördermenge würde Schätzungen zufolge auf 4,5 Millionen Barrel pro Tag steigen - und wäre damit fast doppelt so hoch wie die der größten Konkurrenten Petro-China (2,43 Millionen Barrel) und Exxon-Mobil (2,3 Millionen Barrel). Ein Barrel entspricht 159 Liter. Das Energieministerium in Moskau gab grünes Licht. Er sehe nicht die Gefahr eines Monopols, sagte Energieminister Alexander Nowak. Zuvor hatte sich Putin für das Geschäft ausgesprochen. Rosneft hält unter anderem 50 Prozent an der Ruhr Oel GmbH (Gelsenkirchen). Zunächst hatte auch AAR Interesse an den BP-Anteilen gezeigt. Doch nun berichteten Medien, dass die Oligarchen kein Angebot vorlegen wollten. Angeblich haben ihnen die Finanzierung Schwierigkeiten bereitet.

BP stiege mit einer Einigung zum größten Rosneft-Aktionär nach dem russischen Staat auf, betonten Experten. Die Briten würden ihren Aktienanteil von derzeit 1,4 Prozent auf zehn bis 20 Prozent steigern, schreibt die "Financial Times". Schon mehrmals hatten die Konzerne eine "strategische Partnerschaft" angekündigt, die unter anderem lukrative Projekte in der russischen Arktis einschließen soll. Erst im September hatte sich Putin mit BP-Boss Bob Dudley getroffen, der noch 2008 als TNK-BP-Chef wegen zu großen Drucks des Kreml aus Moskau geflohen war. dpa/afp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort