Gartengestaltung Ein kindgerechter Garten ist eher wild

Bonn/Bad Zwischenahn · Eltern lieben es aufgeräumt, Kinder chaotisch – das trifft nicht nur aufs Kinderzimmer zu. Auch im Garten brauchen Kinder ihre kleine Abenteuerecke. Dann lassen sie auch das Gemüsebeet in Ruhe.

 Kinder bevorzugen wilde Gärten, in denen sie abwechslungsreich spielen und sich auch ausprobieren können – zum Beispiel beim Gärtnern im eigenen Beet.

Kinder bevorzugen wilde Gärten, in denen sie abwechslungsreich spielen und sich auch ausprobieren können – zum Beispiel beim Gärtnern im eigenen Beet.

Foto: dpa-tmn/Rainer Holz

() Ein eigener Garten ist für Eltern ein Traum. Die Kinder einfach draußen spielen lassen, ohne dass man sie ständig beobachten muss. Doch die Ansichten, was eine passende und schöne Gartengestaltung ist, gehen bei Kindern und Eltern oft auseinander. „Erwachsene lieben häufig aufgeräumte Gärten wie zum Beispiel eine Rasenfläche mit Blumen drumherum. Kinder hingegen bevorzugen wilde Gärten“, sagt Sven Görlitz, Gartenberater im Verband Wohneigentum in Bonn. Das sind solche, in denen sie in der Erde wühlen und sich Verstecke aus Naturmaterialien bauen können.

Warum daher nicht den Garten in verschiedene Bereiche aufteilen? „Nischen und Verstecke für Kinder können mit Hecken, Sträuchern und Bäumen geschaffen werden“, erklärt Michael Henze vom Bundesverband Garten- und Landschaftsbau (BGL). Schön ist natürlich ein gewachsener Garten mit altem Baumbestand und dichtem Pflanzenwuchs. „Bei einem neuen Garten eignen sich schnell wachsende Sträucher und Gehölze wie zum Beispiel die Weide und Hainbuche“, sagt Henze.

Nachhelfen zu einem verwunschenen Garten kann man auch mit Kletterpflanzen an Rankgerüsten. „Ebenso schaffen Kübelpflanzen für den Anfang eine solche Struktur.“

Sicher laufen können Kinder auf sogenanntem Spielrasen. „Die spezielle Mischung enthält Weidelgras, Rotschwingel und Wiesenrispe, was ihn robust macht“, erklärt Henze. Schützend wirkt auch eine mindestens ein Meter hohe Hecke um den Garten herum. Neben der klassischen Hainbuchen empfiehlt er dafür Rotbuche oder Liguster.

Ein Teil des Gartens kann außerdem mit besonderen Spielplätzen für die Kinder versehen werden. Görlitz rät etwa zu einem Haus oder einem Tunnel aus Weidenruten. Oder es gibt eine größere Sandgrube zum Buddeln und Graben. „Das ist für Kinder viel spannender als in einem kleinen, quadratischen Sandkasten.“ Das freie, kreative Spielen lässt sich auch mit etwas Wasser sowie Holz und Steine anregen.

Wasser in Trögen, Brunnen und Regentonnen kann allerdings zur Gefahr werden, sie sollten verschlossen sein. „Am sichersten wäre es auch, einen bestehenden Teich abzudecken, solange die Kinder klein sind“, sagt Erika Brunken von der Niedersächsischen Gartenakademie. Eine Umzäunung reiche nicht aus. „Statt eines Teiches kann ein Quellstein gebaut werden, der ein sprudelndes, erfrischendes und gefahrloses Wasserspiel ist.“

Bäume entdecken Kinder zum Klettern. Sie spenden ihnen im Sommer aber auch wertvollen Schatten. Das Beobachten von Tieren ist ebenfalls ein Spiel: Im Winter kann man dafür zusammen Nistkästen und Futtersilos für Vögel anbringen. „Wildbienen nisten in Sandflächen, Regenwürmer und Asseln verstecken sich unter Steinen, Käfer und Eidechsen leben in Trockenmauern“, erzählt Brunken Ideen zur Gartengestaltung auf.

Kein Platz für all das? Dieser Teil des Gartens kann auf das Lebensalter der Kinder angepasst werden, also mitwachsen. „Oft sind es die Kleinigkeiten im Garten, mit denen man Kindern Naturzusammenhänge näher bringen kann“, erklärt Görlitz. Sind die Kinder noch sehr klein, würde es oft reichen, das Leben in einem Laubhaufen oder Kompost gemeinsam zu betrachten.

Wenn das Interesse für den Garten geweckt ist, bekommen Kinder ein eigenes Beet. „So lernen sie, sich selbst zu kümmern, damit die Pflanze gedeiht“, sagt Görlitz. Im großen Beet gehe dies oft unter. Als Naschobst und kleinen Anreiz für die gute Pflege empfiehlt er Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren und Johannisbeeren sowie Felsenbirnen, Kornelkirschen, Mai- oder Aroniabeeren. „Buschtomaten, Buschbohnen, Kartoffeln, Kohlrabi und Karotten sind geeignete Arten für das Gemüsebeet“, ergänzt Brunken. „Empfehlenswert ist auch ein Hochbeet mit Kräutern wie Rucola, Basilikum und Thymian. Dazu Radieschen und Salat.“

Ihr Tipp, damit Kinder nicht lange auf das Ergebnis warten müssen: Den Salat als Jungpflanze kaufen und anbauen. Zum Beispiel eine bunte, appetitliche Mischung aus Eissalat, Lollo Rosso und Kopfsalat.

Kinder lernen zwar schnell, was sie im Garten naschen dürfen und was nicht. Dennoch sollte man auf giftige Zierpflanzen mit Fruchtbehang verzichten.

(dpa)
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