Ein Hauch von Flamenco-Leidenschaft in der Congresshalle

Saarbrücken · Bei der zweiten Matinee der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern (DRP) mit Karel Mark Chichon am Pult schien die Congresshalle in Saarbrücken gestern andalusisches Flair anzunehmen. Beeindruckender Solist: DRP-Oboist Veit Stolzenberger.

"Welche Wonne, welche Lust!" singt Blondchen in Mozarts "Entführung aus dem Serail", und dass der Komponist für diese Arie auf das Finalthema seines Oboenkonzertes zurückgriff, gibt dem Solisten die Interpretation vor. Veit Stolzenberger bot jedoch weit mehr als nur Wonne und Lust, nämlich Phantasie, Witz und Virtuosität. Seine eigenen Kadenzen wirkten wie freie Improvisationen über Gemälde von Boucher. Gemeinsam mit dem begleitenden Orchester, von Karel Mark Chichon zu federnd artikuliertem Spiel animiert, ergab sich so eine beispielhafte Darstellung. Als Zugabe hörte man eins der "Tableaux" von Gilles Silvestrini.

Vorangegangen war die 2. Suite aus de Fallas Ballettmusik zu "El sombrero de tres picos". Selten hat man diese vom Flamenco inspirierte Musik so leidenschaftlich, so hochgespannt gehört. Für eine Viertelstunde schien die nüchterne Congresshalle andalusisches Flair anzunehmen, was natürlich auch de Fallas exotischer Klangfarbenpalette zu verdanken war. Perfekt die Intonation gerade der Bläser. Dvoáks nicht oft zu hörende 2. Sinfonie bildete den Abschluss. Da ist noch nichts "Böhmisches", dafür aber die überbordende Leidenschaftlichkeit eines auf sinfonischem Gebiet noch wenig Erfahrenen. So durfte man im Scherzo über die triumphierenden Fanfaren und das heldische Thema der Celli doch ein wenig lächeln. Höhepunkt aber wurde der langsame Satz. Hier beeindruckten die weiten Spannungsbögen, aber auch Details. So das Fugato, das nicht wie häufig zu hören, lehrhaft trocken, sondern geheimnisvoll verschleiert klang. Eine Interpretation, die auf die entstehende Gesamtaufnahme neugierig macht.

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