Ein genialer Zeichner, der Maler sein wollte

Saarlouis. Man braucht ein gutes Auge und etwas Geduld für die Wilhelm Busch-Ausstellung in Saarlouis. Denn Busch (1832-1908) bevorzugte kleine Formate. Nicht nur für seine Zeichnungen, auch für die Ölgemälde. Diese sind eine Entdeckung, wenn man den aus dem heutigen Niedersachsen stammenden Busch nur von den berühmten Bildergeschichten kennt

 Busch, der Maler: "Der geraubte Schleier" (1877). Fotos: Dt. Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover

Busch, der Maler: "Der geraubte Schleier" (1877). Fotos: Dt. Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover

Saarlouis. Man braucht ein gutes Auge und etwas Geduld für die Wilhelm Busch-Ausstellung in Saarlouis. Denn Busch (1832-1908) bevorzugte kleine Formate. Nicht nur für seine Zeichnungen, auch für die Ölgemälde. Diese sind eine Entdeckung, wenn man den aus dem heutigen Niedersachsen stammenden Busch nur von den berühmten Bildergeschichten kennt.Man zeigt sie im Museum Haus Ludwig, die mit zartem Bleistiftstrich gezeichneten, teils kolorierten Original-Entwürfe von Busch-Klassikern wie "Max und Moritz" (in 200 Sprachen übersetzt), "Plisch und Plum" oder "Die Fromme Helene" - eine Fülle bekannter Meisterwerke früher Comic-Kunst mit bitterbösen, satirischen Versen, prägnanten Figuren, kauzigen Charakteren voller ausdrucksstarker Mimiken und einer für damalige Verhältnisse geradezu avantgardistischen Lautmalerei.

Doch sind es die kleinformatigen Ölgemälde, die erstaunen. Es sind expressiv mit breitem Pinselstrich auf die Leinwand aufgebrachte Landschaftsmotive, in denen sich die Kontur eines einzelnen Menschen als kleiner roter Punkt verliert. Auch mehrere Porträtgemälde und mythische Motive des Malers Busch sind zu sehen. Die Landschaftsbilder sind Teil seines Spätwerks, entstanden in den 1890er Jahren, lange nachdem sich der Künstler vom Zeichnen verabschiedet hatte.

"Maler Klecksel" von 1883 ist die letzte Bildergeschichte von Busch. Darin zieht er eine Bilanz eines Lebens, in dem sich der Held von den hochtrabenden Träumen eines freien Künstlerlebens verabschieden muss und als Gastwirt endet. Busch verarbeitet hier seine eigene Biografie, denn obwohl er zu Wohlstand kam mit seinen Bildergeschichten, träumte er zeitlebens davon, ein "echter Maler" zu sein. Die holländischen Maler des 17. Jahrhunderts - Rembrandt und Rubens - waren seine Vorbilder. Busch studierte sie 1852 während eines Aufenthalts in Antwerpen. In seiner Ölmalerei sind deutlich deren Einflüsse zu erkennen, zum Beispiel die Vorliebe für gedeckte, dunkle Farbtöne.

Die chronologisch aufgebaute Ausstellung schlägt einen Bogen von der Wiege bis zur Bahre. Neben Texten, Briefen und Zeichnungen, für die man sich - im schummrigen Licht - viel Zeit nehmen muss, sind es mehrere Reliefs, ein Scherenschnitt und zwei kleine Skulpturen, die Buschs unbekannte Seite zeigen. Wenige persönliche Gegenstände lockern die Schau auf: sein Taufhäubchen, sein schwarzer Hut und der Schreibtisch, den er mit auf viele Reisen nahm, zum Beispiel. Nach Stationen unter anderem in Hannover, wo er Maschinenbau studierte (und seine technischen Zeichnungen mit witzigen Kopf-Studien versah), an den Kunsthochschulen in Düsseldorf und Antwerpen, in München und Frankfurt, kehrte Busch 1872 zurück in seinen niedersächsischen Heimatort Wiedensahl. Dort war die Natur sein liebstes Motiv. Wie die Bildergeschichten zeigen selbst ruhige Weide-Szenen eine erstaunliche Dynamik. Da lebt die Wiese und die Wolken ziehen.

 Busch, der Zeichner: Eine Annoncenzeichnung für den Bassermann Verlag, 1881.

Busch, der Zeichner: Eine Annoncenzeichnung für den Bassermann Verlag, 1881.

Läuft ab Sonntag bis 9. September. Di-Fr: 10-13 Uhr und 14-17 Uhr. Sa/So: 14-17 Uhr.

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