Ein autobiographischer Roman als Aktder Selbsttherapie

Saarbrücken. Die realen Begebenheiten, die diesem Roman zugrunde liegen, waren erschütternd. Äußerst beklemmend liest sich auch deren literarische Umsetzung durch Cornelia Schleime. Die heute 54-jährige Malerin war schon 1981 in der DDR mit einem Ausstellungsverbot belegt worden. Als Folge wurde sie von der Stasi überwacht und ausspioniert

Saarbrücken. Die realen Begebenheiten, die diesem Roman zugrunde liegen, waren erschütternd. Äußerst beklemmend liest sich auch deren literarische Umsetzung durch Cornelia Schleime. Die heute 54-jährige Malerin war schon 1981 in der DDR mit einem Ausstellungsverbot belegt worden. Als Folge wurde sie von der Stasi überwacht und ausspioniert. Nach mehreren abgelehnten Ausreiseanträgen durfte sie 1984 in den Westen ausreisen. Nach der Öffnung der Stasi-Unterlagen brach für Schleime eine Welt zusammen. Ihr Studienkollege, der Dichter Sascha Anderson, war der auf sie angesetzte Spitzel. Auch nach seiner Enttarnung hatte Anderson keinerlei Reue gezeigt. Vor diesem Hintergrund hat Cornelia Schleime ihren ersten, stark autobiografischen Roman geschrieben, der in der Gegenwart angesiedelt ist. Die Protagonistin heißt Clara Formella, hat (wie Schleime selbst) eine Wohnung in Berlin und betreibt ihr Atelier in einem Landhaus in Brandenburg. Über eine Internet-Partnerbörse lernt sie Ludwig Thon kennen - ein ebenfalls aus der ehemaligen DDR stammender Mann, der für einen süddeutschen Fernsehsender arbeitet. Nach einem regen E-Mail-Verkehr und einigen Treffen zeigt Clara ihm einen Dokumentarfilm über einen enttarnten Stasi-Spitzel. Ludwig verschwindet kommentarlos wieder aus Claras Leben. Sie fühlt sich um ihre Liebe betrogen, wenn gleich sie schon früh ein gewisses Misstrauen hegt. "Du hast zwei Gesichter", meinte Clara, als sie mit Ludwig im Bett lag. Dieses Büchlein ist ein künstlerischer Akt der Selbsttherapie und gleichzeitig ein erschütterndes Zeitdokument. Einige hoffnungslos misslungene Metaphern unterstreichen allerdings auch, dass die Literatur nicht ihr professionelles künstlerisches Metier ist. Cornelia Schleime: Weit fort. Hoffmann und Campe, 111 Seiten, 14,95 €

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