Ein Ausflug in „Beethovens Welt“

Dillingen · Am Samstag entührte die Deutsche Radio Philharmonie mit Reinhard Goebel am Pult in „Beethovens Welt“. Der Publikumszuspruch in der Dillinger Stadthalle war leider nur mäßig.

Reinhard Goebel, Spezialist für historische Aufführungspraxis, hatte für das Konzert Kompositionen aus dem Wiener Umfeld Beethovens ausgegraben. Die Variationen für Violine und Generalbass "La Follia" von Corelli hat Joseph Eybler für Orchester instrumentiert, mit vielen solistischen Passagen. Eine interessante und für die Musiker dankbare Bearbeitung.

Erstmalig erklang nach der Entstehungszeit um 1810 das Violinkonzert d-moll von Franz Joseph Clement. Formal und harmonisch ist das Werk dem Üblichen jener Zeit verpflichtet und stellt an den Solisten keine außerordentlichen Anforderungen. Die stellvertretende Konzertmeisterin des Orchesters, Margarete Adorf hatte den Solopart übernommen. Mit feinem Ton gestaltete sie routiniert entlang der eher einfachen Ausdrucksmuster. Goebel begleitete dezent mit reduzierter Streicher-Besetzung, ließ die obligaten Tuttis strahlen und modellierte mit intensiver Körpersprache seine klanglichen Vorstellungen. Zugaben-Zuckerl war Beethovens G-Dur-Romanze. Ein wenig sauer war's, weil die einleitenden Doppelgriffe nicht recht gelingen wollten, auch sonst ging es ein bisserl fad dahin.

Da wurde die "Grande symphonie" in D-Dur von Paul Wranitzky zur Entdeckung. Papa Haydn hätte seine Freude gehabt an den melodischen und harmonischen Einfällen, den Überraschungen und den formalen Besonderheiten. Das Trompetengeschmetter passte so recht zum Anlass, der Vermählung des Erzherzogs Joseph 1799, die Tänze der Mittelsätze suggerierten Höfisches, und die Ecksätze verbreiteten Festlichkeit. Unermüdlich motivierte Goebel das Orchester. Die Qualitäten der Instrumentengruppen zeigten sich im festlichen Blech, quirligem Holz und präzisen Streichern. So macht es Spaß, Unbekanntes neu zu beleben.

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