Eigenes Heim hat in der Krise hohen Stellenwert

München. In ungemütlichen Zeiten besinnen sich die Bundesbürger auf ein schönes Zuhause. Sie ziehen sich in die eigenen vier Wände zurück. Deshalb will nicht nur die Möbelindustrie, sondern auch die Immobilienbranche von der Finanzkrise profitieren

München. In ungemütlichen Zeiten besinnen sich die Bundesbürger auf ein schönes Zuhause. Sie ziehen sich in die eigenen vier Wände zurück. Deshalb will nicht nur die Möbelindustrie, sondern auch die Immobilienbranche von der Finanzkrise profitieren. Denn alles, was mit Unsicherheit verbunden ist - wie die Globalisierung, die Angst um den Arbeitsplatz oder um das Ersparte -, stärkt nach ihrer Einschätzung den Wunsch nach Geborgenheit und einem sicheren Zuhause. Das habe man schon in früheren Krisen gesehen. In guten Zeiten geben die Menschen ihr Geld dagegen lieber für öffentlich sichtbare Konsumgüter wie Autos aus. Der Trend zur sicheren Höhle soll hierzulande auch bei jungen Menschen gestärkt werden. Deshalb geben Immobilienexperten den Tipp: "Jung ins Wohneigentum - und dann Hochkaufen." Das bedeutet: In jungen Jahren klein anfangen, um sich später in Stufen etwas Größeres zuzulegen. Denn die Deutschen kaufen bisher ihre Immobilien zu spät. Wohneigentum gilt hierzulande immer noch als Anschaffung fürs Leben. Deshalb wird dafür unnötig lange gespart. Für viele wäre es jedoch einfacher, den Schritt schneller zu tun: Schon in jungen Jahren eine erste kleine Wohnung kaufen und sie dann je nach Lebensphase gegen eine besser passende Bleibe tauschen. Das "Lebensphasenwohnen" soll deshalb, wenn es nach den Immobilienprofis geht, möglichst schnell das bisherige Modell "Trutzburg" ablösen. Zwar ist das beste Alter, um eine Immobilie zu finanzieren, nach Meinung vieler Deutscher zwischen 25 Jahren und 35 Jahren. Doch der tatsächliche Erwerb findet meist erst deutlich später statt. Die Kluft zwischen Wunsch und Realität hat mehrere Ursachen. Einerseits verzichten viele junge Menschen auf den Eigentumserwerb, weil sie in ihren Augen nicht über das nötige Eigenkapital verfügen. Andererseits befürchten sie, ein Immobilienkredit schränke sie ein. Doch niedrige Zinsen und günstige Immobilienpreise begünstigen derzeit den Rückzug in die sichere Höhle, die einem niemand kündigen kann. Denn eine günstige Zwei-Zimmer-Wohnung ist als Einstiegsobjekt auch mit wenig Eigenkapital oft realisierbar. Und sie ist werthaltig, denn die Zahl der Singles steigt und damit auch der Bedarf an kleineren Wohnungen.

HintergrundBei vielen Kreditinstituten können Zinsbindungsfristen flexibel gewählt werden. In Zeiten niedriger Zinsen entscheiden sich viele Kunden sogar für eine 15-jährige Laufzeit. Das ist ohne höheres Risiko möglich, heißt es beim Verband der Privaten Bausparkassen. Nach zehn Jahren steht dem Darlehensnehmer ein Kündigungsrecht zu (Paragraf 489 BGB). ohm

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