Ehemaliger Praktiker-Chef kritisiert Sanierung

Kirkel. Der frühere Vorstandsvorsitzende der Praktiker AG, Peter Janz, wirft dem Praktiker-Management und -Aufsichtsrat jahrelanges Missmanagement vor. Janz, der die Baumarktkette von 1980 bis 1995 führte, als es noch zum Handelskonzern Asko gehörte, beklagt, dass Praktiker von einem rentablen Unternehmen zu einem Sanierungsfall heruntergewirtschaftet worden sei

Kirkel. Der frühere Vorstandsvorsitzende der Praktiker AG, Peter Janz, wirft dem Praktiker-Management und -Aufsichtsrat jahrelanges Missmanagement vor. Janz, der die Baumarktkette von 1980 bis 1995 führte, als es noch zum Handelskonzern Asko gehörte, beklagt, dass Praktiker von einem rentablen Unternehmen zu einem Sanierungsfall heruntergewirtschaftet worden sei. "1994 hatte Praktiker noch eine Umsatzrendite von fast sechs Prozent", sagt Janz. Heute seien es 500 Millionen Euro Verlust im Jahr. "Wenn man sich die parallele Entwicklung großer Baumarktketten wie Obi oder Hornbach anschaut, ist das sehr traurig", sagt Janz. Der frühere Praktiker-Manager sieht das größte Problem darin, dass die Metro nach der Übernahme von Praktiker "ihre Leute" in den Vorstand berufen hatte. "Seit 1995 gab es zu keiner Zeit einen Vorstand, der das Baumarktgeschäft verstanden hat", sagt Janz.Eigenen Angaben zufolge steht Janz mit der Praktiker-Großaktionärin Isabella de Krassny in Kontakt, um als Berater zu helfen, Praktiker wieder auf Spur zu bringen. Das aktuelle Sanierungskonzept hält er für den falschen Weg: Praktiker-Märkte in großer Zahl in Max-Bahr-Märkte umzuflaggen sei nicht nur extrem teuer, auch sei Max Bahr als Marke in weiten Teilen Deutschlands nicht bekannt.

Die Zukunft des Konzerns wird heute das Kernthema bei der Hauptversammlung in Hamburg sein. Für die hat de Krassny, die aktuell über 15,1 Prozent der Stimmrechte verfügt, angeregte Diskussionen angekündigt. Im Vorfeld der Hauptversammlung hatte sie versucht, eine Abwahl des Aufsichtsrats auf die Tagesordnung zu setzen, war damit aber wegen eines Formfehlers gescheitert. Seit Monaten fordert de Krassny die Absetzung des Praktiker-Aufsichtsratschef Kersten von Schenck sowie die Besetzung der Konzernleitung mit einem Baumarkt-Experten.

Gegenwind kommt auf der heutigen Hauptversammlung auch vom Kleinaktionär Manfred Klein. In einem umfangreichen Gegenantrag fordert er, zentrale Tagesordnungspunkte abzulehnen oder zu vertagen. Vor allem wehrt er sich dagegen, den Sitz des Konzerns nach Hamburg zu verlegen. Diese unsinnige Entscheidung sei nur den persönlichen Interessen des Sanierers Thomas Fox geschuldet. Dessen Sanierungs-Strategie sei allerdings gescheitert. Er hat das Unternehmen im Mai verlassen. jwo

Foto: Janz

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