Eberspächer weitet Stellenabbau aus

Neunkirchen · Der Autozulieferer Eberspächer will in Neunkirchen deutlich mehr Jobs abbauen, als im Juni angekündigt. Statt 300 sollen nun 500 Stellen wegfallen. Gewerkschaft und Betriebsrat gehen auf die Barrikaden.

"Wir haben im Werk Neunkirchen Vollauslastung, und trotzdem schreibt das Werk Verluste. Wenn wir den Standort sichern wollen, kommen wir um entsprechende Maßnahmen nicht herum", sagt Thomas Waldhier, Geschäftsführer für den Bereich Auspufftechnik bei Eberspächer. Die Maßnahmen sind drastisch: Die Arbeitsorganisation soll umgestaltet und die Abläufe sollen gestrafft werden. Die Werke in Lebach und Bexbach sollen ebenso am Standort Neunkirchen integriert werden wie die auch in Neunkirchen ansässige Rohrbiegerei. 500 der aktuell knapp 2000 Arbeitsplätze würden dadurch bis 2016 abgebaut - im vergangenen Juni war noch von 300 Stellen die Rede.

"Wir gehen aber davon aus, dass es ohne betriebsbedingte Kündigungen gehen wird", sagt Waldhier. Als Erste werde es die rund 200 Leiharbeitnehmer und die 50 befristeten Mitarbeiter treffen, die bei Eberspächer beschäftigt sind. Der weitere Abbau sei über Verrentungen, Vorruhestandsregelungen und natürliche Fluktuation zu erreichen.

Gewerkschaft und Betriebsrat sind von der Vorgehensweise nicht überzeugt. "Das geht mir zu sehr nach dem Dreisatz: Die Kostenstruktur muss runter, deshalb schmeißen wir raus", sagt Jörg Caspar, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Neunkirchen. Ihm liege bisher kein schlüssiges Konzept für den Standort vor. Statt in das Werk zu investieren und es zu modernisieren, werde vor allem bei den Beschäftigten gespart, moniert Caspar. So sei gerade die bisherige Akkord-Bezahlung gekündigt worden. Dadurch würden die Beschäftigten mehrere Hundert Euro im Monat verlieren.

Waldhier bestätigt zwar, dass das Unternehmen keine Akkord-Bezahlung mehr möchte. Er bezeichnet diese Entlohnung aber auch als "antiquiert". "Wir wollen nicht besonders viel, sondern so viel produzieren, wie der Kunde es braucht", sagt er. Als Kompensation für die Umstellung auf einen Stunden-Tarif habe das Unternehmen aber eine Erfolgsprämie angeboten, die sich am Gewinn des Standorts orientiere. Auch bei den Investitionen widerspricht er der Gewerkschaft. "Wir investieren nach wie vor - gerade nehmen wir eine neue Linie in Betrieb." Jedoch müssten die Abläufe überdacht werden. "Kleine Losgrößen beispielsweise rechnen sich bei einer Produktion in Deutschland nicht mehr. Die müssen aus dem Werk herausgenommen werden." Deutschland sei das größte Werk in dem in Esslingen ansässigen Konzern. Das könne nicht dauerhaft Verlust machen.

Betriebsratschef Jörg Hollinger bemängelt vor allem die Kommunikationsstrategie der Geschäftsführung. Der Betriebsrat habe mehrfach gefordert, über die geplanten Maßnahmen zu reden und ein Konzept für das Ausscheiden der Mitarbeiter zu erarbeiten. Das liege aber bisher nicht vor. Auch Vorschläge des Betriebsrats zur Sanierung des Werks seien bisher ignoriert worden. "Wir hoffen, dass zügig gemeinsame Lösungen erarbeitet werden", sagt Hollinger. "Der Ball liegt auf Seiten der Geschäfts führung."

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