Eberspächer sieht im Saarland Fortschritte

Esslingen · Der Autozulieferer Eberspächer schreibt mit seinem Neunkircher Werk weiterhin rote Zahlen. Doch ist die Sanierung nach Einschätzung der Geschäftsführung weit vorangekommen.

Die Sorgen - nicht zuletzt wegen des Werks in Neunkirchen - lasten nicht mehr ganz so stark. Anders als in den vergangenen Jahren. Das war den beiden geschäftsführenden Gesellschaftern des schwäbischen Autozulieferers Eberspächer gestern anzumerken. Martin Peters sprach in Esslingen von "einem Erfolgsjahr 2015", obwohl unter dem Strich ein deftiger Verlust von 29,2 Millionen Euro stand.

Denn das eigentliche Geschäft lief gut: Der Umsatz stieg kräftig um 21,5 Prozent auf knapp 4,4 Milliarden Euro. Mit diesem Plus "liegen wir klar in der Spitzengruppe der Autozulieferer ", sagte Peters. Und der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) hat sich auf rund 126 Millionen Euro mehr als verdoppelt und damit frühere Höhen erreicht. Die Bilanz verhagelte jedoch eine Kartellbuße wegen Absprachen mit einem Konkurrenten im Geschäft mit Standheizungen. Die Strafe schlug insgesamt mit 86,2 Millionen Euro zu Buche.

Das war aus Sicht der Geschäftsführung aber ein "einmaliger Sondereffekt", entscheidend seien die Fortschritte im Kerngeschäft, auch bei den Sorgenfällen wie der Standort Neunkirchen, wo das Esslinger Familienunternehmen sein größtes Werk für Pkw-Abgastechnik hat. Es "ist immer noch nicht profitabel", sagte Peters Vorstandskollege Heinrich Baumann. Aber, so Peters, "wir sind wesentliche Schritte vorangekommen". Gerade bei der Modernisierung der Abläufe. Das Werk sei wettbewerbsfähiger geworden.

Auch der Personalabbau ist im vorigen Jahr weitergegangen. Rund 1520 Stammkräfte zählt die Gesamtbelegschaft in Neunkirchen noch. "Bis heute sind 350 Arbeitsplätze abgebaut worden, etwas weniger als geplant", sagte Baumann. Das Sanierungskonzept sieht den Abbau von 400 bis 500 Stellen vor. Auch seien weniger Leiharbeiter im Betrieb. Die Zahl der Beschäftigten soll noch weiter abnehmen, aber wie bisher will das Unternehmen ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen, kündigte Baumann an. Wie überhaupt die Sanierung weitergehen soll. Das Werk "muss weiter verbessert werden". Die Konzentration der Fertigung auf einen Standort innerhalb Neunkirchens ist dabei ein Ziel. Zudem werde es weiter Verlagerungen geben, etwa die Herstellung von Abgas-Rohren für andere Werke des Unternehmens.

Der Standort Neunkirchen muss also weiter bluten, aber ausbluten lassen will Eberspächer ihn nicht, versicherte Baumann. Das befürchtet Jörg Caspar, erster Bevollmächtigter der IG Metall in Neunkirchen. So werde die Eröffnung des neuen rumänischen Abgastechnik-Werks im Herbst als Bedrohung empfunden. "Der Standort bleibt", betonte Baumann. "In Neunkirchen werden ganz wichtige Produkte hergestellt." Schließlich investiere Eberspächer dort jedes Jahr 20 bis 25 Millionen Euro.

Auch trat die Geschäftsführung Gerüchten entgegen, Ebers pächer wolle das Neunkircher Werk verkaufen oder sich Partner ins Unternehmen hereinholen - Finanzinvestoren oder gar Mitbewerber wie Tenneco. "Wir sind eigenständig stabil", sagt Peters und verwies auf eine Vereinbarung mit den Banken über die Finanzierung der Kartellstrafe sowie des geplanten Wachstums.

 Autozulieferer Eberspächer schreibt mit seinem Neunkircher Werk weiterhin rote Zahlen.

Autozulieferer Eberspächer schreibt mit seinem Neunkircher Werk weiterhin rote Zahlen.

Foto: Eberspächer

Das soll weitergehen, wenn auch langsamer als zuletzt. Baumann rechnet für die nächsten Jahre mit Umsatzsteigerungen im hohen einstelligen Prozentbereich. Strengere Abgasvorschriften nützen Eberspächer dabei offenbar. Denn um sie zu erfüllen, brauche man immer hochwertigere Abgasanlagen, wie sie in Neunkirchen gefertigt würden. Und beim Gewinn "gibt es dieses Jahr einen Sprung nach oben", ist sich Baumann sicher. Denn noch so ein Rückschlag wie die Kartellstrafe droht nicht.

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