Berlin/Saarlouis. Der Chef von Ford Deutschland, Bernhard Mattes, hatte gestern Abend in Berlin eine gute Nachricht für das Saarland zu verkünden. Die Wahrscheinlichkeit ist demnach sehr groß, dass die Elektroantriebs-Version des Focus in Saarlouis gebaut wird. "Es spricht viel für Saarlouis und nur wenig dagegen", betonte Mattes bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Elektromobilität, zu der rund 200 Gäste in die Saarland-Vertretung gekommen waren. "Saarlouis ist ein idealer Standort für die Einführung neuer Modelle und neuer Technologien." Ministerpräsident Peter Müller (CDU) hörte die frohe Botschaft wohl: "Es macht mich hoffnungsfroh", sagte der Ministerpräsident. "Wir würden uns sehr über ein solches Weihnachtsgeschenk freuen." Das "Geschenk" wird es aber wohl schon früher geben. Die Entscheidung soll Anfang Dezember offiziell bekannt gegeben werden, sagte Mattes. Naheliegender Termin wäre der 6. Dezember, wenn die Produktion der neuen Focus-Generation in Saarlouis startet. Zu Beginn der Veranstaltung hatte die saarländische Umwelt- und Verkehrsministerin Simone Peter (Grüne) die Herstellung des "Elektro-Focus" im Saarland als "unsere große Vision" bezeichnet. Das Land "ist eine bewährte Testregion", betonte sie. Somit sei es nur sinnvoll, die Akzeptanz und die Marktentwicklung von Elektroautos im Saarland zu prüfen. Der Elektro-Focus soll über eine Reichweite von rund 160 Kilometern verfügen, die Höchstgeschwindigkeit 110 Stundenkilometer sein. Die Ladezeit an einer Haushaltsteckdose werde sechs bis acht Stunden betragen, sagte Mattes. 2012 will der Konzern mit dem Elektroauto auf den Markt. An der Diskussion, die SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst moderierte, nahm auch der Merziger Unternehmer Edwin Kohl teil. Anfang Juli hatte er die Mehrheit an der Elektroauto-Sparte des insolventen französischen Karosserieherstellers Heuliez übernommen. 5000 Fahrzeuge seines Elektro-Dreisitzers Mia sollen 2011 gebaut werden. Der Stückpreis wird 19 400 Euro betragen, die Reichweite 90 Kilometer, die Höchstgeschwindigkeit 110 Stundenkilometer und die Ladezeit lediglich zweieinhalb Stunden. Er sei der Auffassung, sagte Kohl, dass die großen Autobauer nicht wirklich an billigen Elektroautos interessiert seien. Dabei würden die Kosten für die Mobilität zukünftig steigen, und die Elektromobilität "ist eine der günstigsten Mobilitäten". Mattes hob indes hervor, auch die etablierten Hersteller würden auf Elektromobilität setzen. Aber sie müsse bezahlbar sein und "die Bedürfnisse des Kunden abdecken." has/pshLeipzig. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hat Industrie und Wissenschaft in Deutschland zu stärkeren Anstrengungen bei der Entwicklung von Elektroautos aufgefordert. "Wir dürfen die Geschwindigkeit der Entwicklung nicht unterschätzen", sagte Brüderle gestern in Leipzig zum Auftakt des Kongresses des Elektrobranchen-Verbands VDE. Die aufstrebenden Wirtschaftsmächte China und Indien seien bereits dabei, sich ein großes Stück vom Kuchen abzuschneiden. Der VDE sieht sich selbst an der Spitze der Entwicklung. Laut einer eigenen Studie sind sieben von zehn Firmen davon überzeugt, dass Deutschland zum Leitmarkt und Technikführer bei der Elektro-Mobilität werden wird. Auch die Bevölkerung sei aufgeschlossen. So würden sich 64 Prozent der Deutschen ein Elektroauto kaufen, wenn die Reichweite der Akkus steigen und die Anschaffungspreise deutlich fallen würden. Doch drohe der Fachkräftemangel die Entwicklung von Elektroautos zu bremsen. Einer VDE-Umfrage zufolge sehen neun von zehn Betrieben der Branche die Nachfrage nach Elektroingenieuren weiter steigen - nahezu ebenso viele Firmen aber befürchten, diese nicht decken zu können. dpa/dapd