"Durchnässen auf dem Lande"

Saarbrücken. Eine Lesung kann zuweilen ein recht ernste Angelegenheit sein - bei Autor und Journalist Axel Hacke (Foto: Dashuber) ist das aber unvorstellbar. Er ist jemand, der Worte genüsslich auf ihren Sinn- oder besser noch Unsinnsgehalt abklopft und daraus kreativen Mehrwert zieht. Kann doch das Unverstandene in Fantasie bildender Richtung durchaus mehr Wert sein als das Verstandene

Saarbrücken. Eine Lesung kann zuweilen ein recht ernste Angelegenheit sein - bei Autor und Journalist Axel Hacke (Foto: Dashuber) ist das aber unvorstellbar. Er ist jemand, der Worte genüsslich auf ihren Sinn- oder besser noch Unsinnsgehalt abklopft und daraus kreativen Mehrwert zieht. Kann doch das Unverstandene in Fantasie bildender Richtung durchaus mehr Wert sein als das Verstandene.

Hacke hat am Samstag in der voll besetzten Alten Feuerwache Geschichten über merkwürdige Sprachverformungen und -entgleisungen gelesen, vereint in seiner Kolumnen-Sammlung "Das Beste aus meinem Leben". Er macht im "Wortstoffhof" aus ungewöhnlichen Wortkreationen und Übersetzungs-Missgeschicken Wertstoff und beschäftigt sich mit den psychologischen Folgen falsch verstandener Liedtexte.

Lässig-souverän erklärt er unbekannte grammatische Formen wie das "Partnerschafts-Passiv", sinniert über "Fötengruppen" und "füngzinierende Sprechanlager" und erstellt eine psycholinguistische Systematik des Stoiber-Ähs, das in komplexer Anwendung beträchtlich zur Vielfalt deutscher Sprache beiträgt. Hacke, dessen "Süddeutsche Zeitungs"-Kolumnen Kult sind, ist nicht nur ein Hans Dampf in allen Sprach-Gassen, sondern auch ein begnadeter Bühnen-Künstler. Faszinieren die Texte schon beim Selberlesen, macht sie sein locker enthusiastischer, leicht näselnder Vortrag zum Genuss.

Unablässig laute Lacher in der Feuerwache über bizarres Deutsch in Reiseprospekten, wo Vergnügungen wie "Durchnässen auf dem Lande" und "Umgebungsmusik zerstäuben" angeboten werden, über Speisekarten-Sprach-Köstlichkeiten von "Auf- und Abgebäck" bis "Drahthuhn" und natürlich die Liedtext-Missversteher aus "Der weiße Neger Wumbaba" - wunderbar.

Aber Achtung, bei Hackes Lesungen sei angeraten, größere Mengen Taschentücher mitzuführen, da sich zum Trocknen der Lachtränen das schlichte Zeigefinger-Wegschnippen als unzureichend erweist.

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