Dunkle Wolken überschatten Solarbranche

Magdeburg. Für die angeschlagene deutsche Solarbranche sieht die Zukunft düster aus. Die milliardenschweren Subventionen des Staates drohen zu versanden. Im Ringen um die Zukunft des insolventen Solarherstellers Q-Cells drehen sich die Spekulationen weiter um einen Einstieg eines koreanischen Unternehmens

Magdeburg. Für die angeschlagene deutsche Solarbranche sieht die Zukunft düster aus. Die milliardenschweren Subventionen des Staates drohen zu versanden. Im Ringen um die Zukunft des insolventen Solarherstellers Q-Cells drehen sich die Spekulationen weiter um einen Einstieg eines koreanischen Unternehmens.Gestern bestätigte zwar das Wirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt, dass der koreanische Mischkonzern Hanwha Q-Cells übernehmen will. "Ein Angebot liegt vor", sagte ein Sprecher des Ministeriums in Magdeburg. Einzelheiten dazu wollte er allerdings nicht nennen. Der Sprecher des Insolvenzverwalters, Christoph Möller, sagte nur: "Wir äußern uns grundsätzlich nicht." Q-Cells hatte im April den Insolvenzantrag gestellt. Nach Angaben von Möller haben gut 100 Mitarbeiter das Unternehmen seitdem verlassen. Derzeit seien noch 1150 Mitarbeiter beim einstigen Weltmarktführer für Solar-Panels beschäftigt.

Die Krise macht auch vor dem Branchenprimus Solarworld nicht Halt. Dem Bonner Photovoltaikunternehmen macht, wie auch anderen Firmen, der drastische Preisverfall stark zu schaffen. Als Sündenbock gelten die Chinesen: Billigangebote aus China überschwemmen den Markt. Im ersten Halbjahr schrieb der Konzern tiefrote Zahlen: Unterm Strich fiel ein Verlust von rund 160 Millionen Euro an, bei einem Umsatzrückgang um gut ein Drittel auf 340 Millionen Euro.

Andere Firmen verschwinden einfach so aus Deutschland. So machte der US-Hersteller First Solar sein Werk in Frankfurt (Oder) mit 1200 Arbeitsplätzen dicht, obwohl er zuletzt kräftig beim Umsatz zulegte und in die Gewinnzone zurückkehrte. Und auch namhafte Firmen wie der Fensterhersteller Schüco oder der Glasexperte Schott geben Solarwerke auf.

Das Konzept, mit Milliardensummen des Steuerzahlers eine breit aufgestellte und schlagkräftige Solarbranche in Deutschland entstehen zu lassen, ist nicht aufgegangen. Allein Sachsen-Anhalt hat in den letzten zwölf Jahren 134,6 Millionen Euro staatliche Subventionen in die Branche gesteckt, darunter viel Geld von Bund und EU, wie aus Zahlen des Wirtschaftsministeriums hervorgeht. Obendrauf kamen vergünstigte Kredite und nicht zuletzt Milliarden an Umlagen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Tatsächlich entstanden im Osten Deutschlands eine Reihe von Firmen - und sogar ein ganzes "Solar Valley" im Dreiländereck von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. 18 000 Jobs biete die Branche in den drei Ländern, davon 4000 im Maschinenbau, sagt der Chef der Branchenvereinigung Solar Valley Mitteldeutschland, Peter Frey. Aber jeder fünfte Job ist akut gefährdet. dpa

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