Dunkle Wolken über Sky

München. Eigentlich wollte Brian Sullivan nur noch gute Nachrichten verkünden. Doch der neue Chef des kriselnden Bezahlsenders Sky Deutschland wird kaum dazu kommen. Vom ehrgeizigen Ziel, 2011 zumindest operativ schwarze Zahlen zu schreiben, hat er sich verabschiedet, ebenso von den vorhergesagten Abo-Zuwächsen

München. Eigentlich wollte Brian Sullivan nur noch gute Nachrichten verkünden. Doch der neue Chef des kriselnden Bezahlsenders Sky Deutschland wird kaum dazu kommen. Vom ehrgeizigen Ziel, 2011 zumindest operativ schwarze Zahlen zu schreiben, hat er sich verabschiedet, ebenso von den vorhergesagten Abo-Zuwächsen. Nach einem schlechten zweiten Quartal brennt das Dach des Senders, der schon unter dem Namen Premiere nicht auf die Beine kam, noch einmal heller. Die Feuerwehr heißt wieder Rupert Murdoch, und der Medienzar probiert es mit einer bekannten Taktik - er löscht mit Geld. Das kann Sky Deutschland gut gebrauchen - trotz umfassender Fußball-Angebote, teurer Werbung und neuem Namen kamen zuletzt kaum Abonnenten hinzu. Nun sollen mit Hilfe des Großaktionärs News Corporation, Murdochs Medienkonzern, mindestens 340 Millionen Euro in die Kassen der Münchner kommen. Doch der Preis für die siebte Kapitalerhöhung, die der Pay-TV-Anbieter seit dem Börsengang 2005 plant, ist hoch. Der Kurs der Aktie brach gestern zeitweise um 24 Prozent auf historische Tiefststände um 1,08 Euro ein. Das Vertrauen in den Bezahl-Kanal ist erschüttert. Wie zuvor blieb Sky auch im zweiten Quartal in der Verlustzone. In diesem und im kommenden Jahr wird es wohl dabei bleiben. Sullivan gibt sich weiter überzeugt, dass profitables Bezahl-TV hierzulande möglich ist: Dafür brauche es Qualität und ein gutes Angebot. Genau dorthin soll das frische Kapital fließen. Der Trend bei den HD-Angeboten, dem hochauflösenden Fernsehen, sei positiv. Dort werde man anknüpfen, auch der Kundenservice soll besser werden. "Wir sind auf dem richtigen Weg, ich bin jedoch mit der Geschwindigkeit unserer Entwicklung nicht zufrieden." Auch die Deutsche Fußball Liga (DEL) schaut auf Sky, steuert der Sender doch einen Löwenanteil für die Übertragungsrechte der 1. und 2. Bundesliga bei. DEL-Präsident Reinhard Rauball aber hält den Ball flach: "Sky befindet sich in einer Situation, die erwartet wurde", sagt er. Wie erfolgreich Pay-TV sein kann, hat Sullivan in Großbritannien gelernt. Dort arbeitete der gebürtige Amerikaner für Murdoch beim erfolgreichen Abo-Kanal BSkyB. Erst im April beerbte Sullivan seinen glücklosen Vorgänger Mark Williams. "Ich bin nicht naiv, die Herausforderungen sind hier riesengroß", hatte er zum Amtsantritt bekannt. Bisher sollte Sky 2011 profitabel werden, dafür hätte der Sender zwischen 2,8 und drei Millionen Abonnenten gebraucht. 2,47 Millionen sind es. Atemberaubende 80 000 neue Kunden wären pro Quartal nötig gewesen, gerade mal 6000 waren es im zweiten Vierteljahr. "Es sind nicht die Zahlen eingetroffen, die wir erwartet haben", sagt Sullivan, den inzwischen ein Murdoch-Vertrauter kontrolliert. News Corp-Vize Chase Carey ist seit kurzem Aufsichtsratschef bei Sky Deutschland. Auch dies nährt die Hoffnung, dass Murdoch noch länger Lust am deutschen Pay-TV hat.

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