Dumme Gedanken?

Meinung · Die SPD gibt mal wieder ein Beispiel, wie man sich im politischen Wettstreit nicht verhalten sollte. Die öffentliche Aussage ihres parlamentarischen Geschäftsführers Oppermann, der FDP-Vorsitzende Rösler sei "nicht mehr zu retten", zeugt von mangelndem Stil. Anstatt sich hämisch über die Konkurrenz zu äußern, täten die Genossen gut daran, vor der eigenen Haustür zu kehren

Die SPD gibt mal wieder ein Beispiel, wie man sich im politischen Wettstreit nicht verhalten sollte. Die öffentliche Aussage ihres parlamentarischen Geschäftsführers Oppermann, der FDP-Vorsitzende Rösler sei "nicht mehr zu retten", zeugt von mangelndem Stil. Anstatt sich hämisch über die Konkurrenz zu äußern, täten die Genossen gut daran, vor der eigenen Haustür zu kehren.Gewiss, die Sozialdemokraten spüren, der Gelddebatte um Kanzlerkandidat Steinbrück zum Trotz, derzeit Aufwind. Der weht aus der niedersächsischen Tiefebene bis nach Berlin. In Hannover hoffen die Erben von Schröder und Gabriel, nach Jahren der Dürre am 20. Januar mal wieder an die Fleischtöpfe zu kommen. Ein Erfolg bei der Landeswahl wäre in der Tat ein fettes Schnäppchen, fiele der SPD und den Grünen im Bundesrat doch eine blockierungsfähige Mehrheit zu. Das hieße auf Deutsch: Rot-Grün könnte auch in Berlin ein bisschen mitregieren. Kanzlerin Merkel wäre dermaßen gehandicapt, dass Steinbrück sich tatsächlich Chancen auf das Kanzleramt ausrechnen könnte.

Indes, die roten Träume könnten sich schon bald als Schäume erweisen. Die Welt sieht schon ganz anders aus, wenn die Strategen im Willy-Brandt-Haus mal einen ernsthaften Blick nach München werfen. Dort herrscht der unberechenbare Populist Seehofer, der stets bemüht ist, sein Fähnlein nach dem rechten Wind zu drehen. Flöge die FDP aus dem Hannoveraner Parlament, könnte der CSU-Chef auf dumme Gedanken kommen - und auch seinem liberalen Koalitionspartner in München die Zusammenarbeit aufkündigen. Das hätte gleich mehrere Vorteile: In Bayern würde vorzeitig gewählt, das Klima für die CSU ist gerade gut. Zweitens würde man der Bundestagswahl im Herbst aus dem Weg gehen, wo schlechte Berliner Einflüsse erwartet werden. Und man könnte der FDP vielleicht gänzlich den Garaus machen und so verhindern, dass es im Herbst womöglich doch noch zu einer Ampel-Koalition (SPD/FDP/Grüne) kommt. Schließlich könnte man bei dem Manöver auch noch die SPD ausbremsen, wenn deren Hoffnungsträger Ude bei der Bayernwahl scheitert.

Sicher, das sind politische Sandkastenspiele - die aber in den Parteizentralen gleichwohl seriös durchgerechnet werden. Im Gerangel um die vorderen Plätze kennen die Politiker kein Pardon, denn es geht immerhin um die Macht der nächsten Jahre. Gegenwärtig sieht es nicht danach aus, als könnte die SPD aus der misslichen Lage der FDP Honig saugen. Wenn die Genossen einigermaßen klug sind, setzen sie aber nicht auf das Ende der Liberalen, sondern auf deren Neuanfang nach der Niedersachsenwahl. Denn wer weiß - man könnte ja nochmal aufeinander angewiesen sein.

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