Dürr Assembly Products aus Püttlingen ist Weltmarktführer für Mess- und Prüfstände

Püttlingen · Im Saarland gibt es etliche Unternehmen, die wenig bekannt sind, aber zu den Marktführern in ihrer Branche zählen. Solche stillen Stars stellt die SZ in einer Serie vor. Heute: Dürr Assembly Products aus Püttlingen.

 Die Dürr-Geschäftsführer vor einem Prüfstand für Traktoren: Thomas Kolb, Horst Hartmann und Jörg Brunke (v.l.). Foto: ruppenthal

Die Dürr-Geschäftsführer vor einem Prüfstand für Traktoren: Thomas Kolb, Horst Hartmann und Jörg Brunke (v.l.). Foto: ruppenthal

Foto: ruppenthal

"Das autonome Fahren setzt die exakte Vermessung des Fahrwerks voraus. Das kommt uns zugute." Für Jörg Brunke, Vorsitzender der Geschäftsführung des Püttlinger Autozulieferers Dürr Assembly Products, ist das Unternehmen für neue Testfelder und -verfahren "bestens gerüstet". Die Firma, Tochter des schwäbischen Maschinenbaukonzerns Dürr, ist Weltmarktführer für Mess- und Prüfstände sowie Montage-Anlagen, die Autobauer in ihren Fabriken brauchen. Neben dem Brot- und Buttergeschäft Pkw werden seit einiger Zeit auch Test einrichtungen für Lkw, kleine Transporter, Busse oder Traktoren entwickelt und nach Kundenwunsch konfiguriert.

Mit einem Prüfstand, der die Fahrwerks-Geometrie berührungslos misst, "setzen wir derzeit den Weltstandard", sagen die Geschäftsführer Horst Hartmann und Thomas Kolb. "Dadurch sparen wir uns aufwendige Messvorrichtungen an den Reifen und am Rahmen." Komplexe Fahrzeuge mit einer unterschiedlichen Anzahl und Lage der Achsen könnten somit schneller und zuverlässiger vermessen und geprüft werden. Die Produktlinie zur Prüfung von Nutzfahrzeugen steuert inzwischen sieben Millionen Euro zum Umsatz von rund 95 Millionen Euro bei.

Die Dürr-Mannschaft sieht diesen Geschäftsbereich im Aufwind. Bislang würden bei der Nutzfahrzeug-Prüfung in vielen Lkw-Werken Teststände benutzt, die normalerweise in den Werkstätten eingesetzt werden. "Diese sind auf die Komplexität und den schnellen Fertigungstakt in den Fabriken nicht ausgelegt", ist Brunke überzeugt. Zum Lkw-Prüfkanon gehöre nicht nur die Vermessung der Spurwinkel bei den einzelnen Achsen sowie beim gesamten Fahrzeug. Auch die Scheinwerfer-Einstellung, das Fahr- und Bremsverhalten sowie die Fahrzeug-Elektronik werden unter die Lupe genommen. Und neuerdings auch Fahrerassistenz-Systeme, die den Mann hinter dem Lenkrad beispielsweise warnen, wenn der Lkw seine Spur verlässt und auf die Gegenfahrbahn zusteuert.

"Die möglichst exakte Nutzfahrzeug-Vermessung wird für die Hersteller immer wichtiger", sind die Geschäftsführer von Dürr Assembly Products überzeugt. Zum einen würden die gesetzlichen Vorgaben immer strenger. Zum anderen "lassen sich durch die richtige Einstellung eines Lkw-Fahrzeugs bis zu drei Prozent Diesel einsparen. Außerdem werden die Reifen geschont." Kunden des Unternehmens bei der Nutzfahrzeug-Produktlinie sind unter anderem der schwedische Lkw-Bauer Volvo sowie der indische Stahl- und Autokonzern Tata. Bei der Traktoren-Vermessung, die 2015 in das Programm aufgenommen wurde, war der Landmaschinen-Produzent Deutz-Fahr der erste Kunde.

Das wichtigste Standbein des Unternehmens ist nach wie vor das klassische Geschäft mit Anlagen zur Montage und Prüfung im Pkw-Bereich. 200 Vorrichtungen sorgen weltweit dafür, dass Vorder- und Hinterachsen von Autos sauber vormontiert werden. Die in Püttlingen entwickelten Einrichtungen unterstützen außerdem den schwierigsten Teil der Autofertigung, die "Hochzeit". Hierbei werden der Antriebsstrang, das Fahrwerk, der Motor und die Karosserie zusammengefügt und miteinander verschraubt. Rund 1600 Prüfstände in Autofabriken auf allen Kontinenten testen anschließend die Spur- oder Scheinwerfer-Einstellungen. Hierbei hat Dürr Assembly Products einen weltweiten Marktanteil von etwa 50 Prozent.

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HintergrundDer Autozulieferer Dürr Assembly Products wurde 1969 in Püttlingen als Firma Fori gegründet. 1972 wurde das Unternehmen als Komeg weitergeführt. 1993 übernahm die Darmstädter Carl Schenck AG die Komeg. Sie hieß dann Schenck Komeg. Im Jahr 2000 wurde sie in den Dürr-Konzern integriert. Derzeit beschäftigt das Unternehmen weltweit 450 Mitarbeiter, davon 320 in Püttlingen . Fertigungsstandorte sind noch in Brasilien, Indien und China. low

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