Dünne Luft für Billigflieger

Meinung · Der Himmel über Deutschland leert sich wieder. Die hohen Preise für den Treibstoff Kerosin graben sich tief in die Bilanzen der Fluggesellschaften ein. Der Billigflieger Tuifly streicht die Strecken von Hannover nach Stockholm und die von Köln nach Linz. Air Berlin will jede zehnte Verbindung kippen, auf den Fernstrecken jede dritte

Der Himmel über Deutschland leert sich wieder. Die hohen Preise für den Treibstoff Kerosin graben sich tief in die Bilanzen der Fluggesellschaften ein. Der Billigflieger Tuifly streicht die Strecken von Hannover nach Stockholm und die von Köln nach Linz. Air Berlin will jede zehnte Verbindung kippen, auf den Fernstrecken jede dritte. 14 Jets sollen bis zum Herbst ausgemustert werden. Die Zeiten, in denen man für ein paar Euro mal eben nach Rom oder Mailand zum Einkaufen fliegen konnte, dürften sich dem Ende nähern. Heute kostet die Betankung einer Boeing 737 rund 12000 Euro, vor drei Jahren waren es erst 5000 Euro. Billigfluglinien sind wie Pilze aus dem Boden geschossen, nachdem die EU Anfang der 90er Jahre begann, den Flugverkehr innerhalb der Mitgliedsstaaten zu liberalisieren. Die irische Fluggesellschaft Ryanair war Vorreiter, später kamen mit Easyjet, Sky Europe, Clickair oder Wizz Air etliche hinzu. In Deutschland eiferten Germanwings und Tuifly oder - mit Abstrichen - auch Air Berlin diesem Geschäftsmodell nach. Jetzt werden die Unternehmen von mehreren Seiten in die Zange genommen. Die hohen Treibstoff-Preise machen den Gesellschaften nicht nur selbst zu schaffen. Auch mancher Kunde überlegt zweimal, ob er noch Geld für einen Trip ausgibt oder für die nächste Heizöl-Rechnung spart. Auch die EU hat die Billigflieger im Visier. In der vergangenen Woche hat das EU-Parlament beschlossen, dass die Gesamtkosten des Fluges schon bei der Buchung nachvollziehbar aufgeschlüsselt werden müssen, nicht erst am Ende Steuern und Gebühren draufkommen. Die Branche reagiert schon. Dabei ist die Ausdünnung der Flugpläne nur der Anfang. Vielmehr deuten sich erste Fusionen an. Nachdem die Übernahme des Ferienfliegers Condor durch Air Berlin geplatzt ist, versuchen nun Condor, Germanwings und Tuifly eine Allianz. Ärger droht auch am Boden. Denn Teil des Geschäftsmodells vieler Billigflieger ist, dass sie an deutschen Mini-Flughäfen kaum Start- oder Landegebühren zahlen müssen. Eilfertige Landes- und Kommunalpolitik sorgten dafür, dass man Ryanair & Co. einen roten Teppich ausrollte. Jetzt drängt das Bundesverkehrsministerium darauf, dass einige Flugplätze dicht gemacht werden, die übrigen keine Subventionsgräber bleiben. Kurzum: Für die Billigflieger wird es eng am Himmel. Fusionen und schiere Größe sind kein Allheilmittel. Nur wer seine Kosten im Griff hat und die straff koordinierten Flugpläne ständig auf ihre Rentabilität hin abklopft, wird übrig bleiben. Der Ritt auf der Rasierklinge hat für die Branche erst begonnen.

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