Duale Ausbildung als Alternative zum StudiumProfessorin fordert: Pflegeberufe müssen modernisiert werden

Saarbrücken. Selbst wenn der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in der von Experten vorhergesagten Form durchschlägt, bedeutet das nicht automatisch Vollbeschäftigung. Denn Chancen auf einen guten Arbeitsplatz haben nur Frauen und Männer mit solider Ausbildung

Saarbrücken. Selbst wenn der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in der von Experten vorhergesagten Form durchschlägt, bedeutet das nicht automatisch Vollbeschäftigung. Denn Chancen auf einen guten Arbeitsplatz haben nur Frauen und Männer mit solider Ausbildung.Die Berufsausbildung in Deutschland basiert auf dem dualen System: Der junge Mensch wird sowohl praktisch in einem Ausbildungsbetrieb als auch theoretisch an einer Berufsschule unterrichtet und angelernt. "Das hat in Deutschland Tradition. In vielen anderen Ländern ist das aber völlig anders", sagt Wirtschaftsminister Heiko Maas (SPD). Das führt einerseits dazu, dass Deutschland international um seine geringe Jugendarbeitslosigkeit beneidet wird. "Denn das ist ein Effekt unserer dualen Berufsausbildung, die einen hohen sozialen Stellenwert besitzt und mit ihrer traditionellen und historisch gewachsenen Struktur tief in der Gesellschaft und der Wirtschaft verwurzelt ist", erläutert Maas. Andererseits wird die duale Ausbildungsform auf der europäischen Ebene, die ein schulisches Bildungssystem als gemeinsamen Bezugsrahmen zugrunde legt und damit den Lernort Schule auch in der Ausbildung favorisiert, aber noch immer nicht entsprechend anerkannt. Zudem geht der Anteil der Jugendlichen eines Altersjahrgangs, der in die duale berufliche Ausbildung einsteigen will, kontinuierlich zurück. Der anhaltende Trend zu höheren Schulabschlüssen verstärkt diese Entwicklung perspektivisch. "Vor diesem Hintergrund muss die berufliche Bildung attraktiver, flexibler und durchlässiger werden. Wir müssen mehr leistungsstarke Jugendliche für die Ausbildung gewinnen", sagt der Wirtschaftsminister. Elisabeth Benedyczuk, Leiterin des Referats Berufliche Erstausbildung im Wirtschaftsministerium, schlägt in dieselbe Kerbe: "Wir müssen Jugendlichen klar machen, dass eine Lehre eine echte Alternative zum Studium sein kann." Vor allem hinsichtlich der späteren Entwicklungsmöglichkeiten.

Doch auch das brachliegende Potenzial am anderen Ende der Leiter müsse genutzt werden. Benedyczuk: "Wir müssen auch den schwächeren Jugendlichen die Chance geben, in eine Ausbildung zu kommen. Wir müssen sie dann aber auch, genau wie ihre Ausbildungsbetriebe, während der Lehre unterstützen." Hier setzen spezielle Förderprogramme des Wirtschaftsministeriums an. "Ausbildung jetzt" heißt beispielsweise ein Landesprogramm, das lernschwächere Jugendliche ohne Umweg über Berufsgrundbildungs- oder Berufsvorbereitungsjahr in die duale Ausbildung bringen will. Sechs Bildungsträger setzen das Programm landesweit um und "akquirieren die schwächeren Schüler bereits in der Regelschule. Die Betreffenden werden dann während der gesamten Ausbildung betreut", erklärt Benedyczuk. Gleichzeitig wirbt die Referatsleiterin dafür, vom Saarland aus stärker nach Frankreich zu blicken.

Minister Maas kann sich gut vorstellen, lothringische Jugendliche im Saarland auszubilden - und zwar im dualen System: "Wichtig hierbei ist, dass die Abschlüsse gegenseitig anerkannt werden. Daran hapert es momentan noch. Aber wir arbeiten gemeinsam mit der Verbundausbildung Untere Saar daran, das zu ändern."Saarbrücken. "Die Gesundheits- und Krankenpflegeberufe werden in den nächsten Jahren einen Zuwachs von einer Million Arbeitsplätzen haben. Das ist mehr als in der Auto- und Elektroindustrie zusammen", sagte Hans Georg Schmidt, geschäftsführender Pflegedirektor der Saarland Kliniken Kreuznacher Diakonie, gestern im Casino des Klinikums auf dem Winterberg. Seit zehn Jahren kooperieren das Klinikum Saarbrücken und die Saarland Kliniken Kreuznacher Diakonie in der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung.

Am Freitag wurde dieses Jubiläum gefeiert und gleichzeitig auf ein grundsätzliches Problem in der Ausbildung hingewiesen. "Die Pflegeberufe müssen modernisiert werden", sagte Professorin Martha Meyer von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken bei ihrem Vortrag. "Dabei geht es vor allem um mehr Bildung in den Pflegeberufen. Diese Berufe müssen unbedingt attraktiver gemacht werden, damit sich junge Menschen für einen solchen Beruf entscheiden."leh

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