Droht Donlons Weggang?

Saarbrücken. Das hat was von einer zerrütteten Ehe. Man zofft sich öffentlich, man rauft sich wieder zusammen, richtig gut wird es aber nicht mehr. Das lässt sich über das Verhältnis zwischen der Saarbrücker Generalintendatin und ihrer Ballettchefin sagen. Seit 2009 verdichten sich in regelmäßigen Intervallen Trennungs-Gerüchte, darauf folgen Vertrags-Verlängerungs-Ringkämpfe

Saarbrücken. Das hat was von einer zerrütteten Ehe. Man zofft sich öffentlich, man rauft sich wieder zusammen, richtig gut wird es aber nicht mehr. Das lässt sich über das Verhältnis zwischen der Saarbrücker Generalintendatin und ihrer Ballettchefin sagen. Seit 2009 verdichten sich in regelmäßigen Intervallen Trennungs-Gerüchte, darauf folgen Vertrags-Verlängerungs-Ringkämpfe. Es laufe ein erbitterter Machtkampf, sagen Eingeweihte. Die eine - Marguerite Donlon, Liebling der Publikums und der Kritik - strebt nach mehr Entfaltungs- und Tournee-Freiheit, fühlt sich blockiert. Die andere, Dagmar Schlingmann, pocht auf Sparten-Balance und Zusammenhalt.Gestern hat sich der SPD-Kultusminister unmissverständlich positioniert. Dem Vernehmen nach soll eine emotional sehr aufgewühlte, wutentbrannte Donlon Chefin und Dienstherrn nach einem kurzen Gespräch im Ministerium abrupt sitzen gelassen haben. Und gleich gab es Gerüchte: Donlon habe ganz hingeworfen. Der Grund: Ulrich Commerçon hatte ihr - zunächst unter vier Augen, dann im Beisein von Intendantin Dagmar Schlingmann - mitgeteilt, dass ihre Idee keine Unterstützung findet, das Ballett aus der Struktur des Staatstheaters herauszulösen und als weisungsunabhängigen Bereich mit einer eigenen Ballettintendanz zu führen. Dass Schlingmann ebenfalls zum Gespräch geladen war, soll Donlon aber vorher nicht gewusst haben, heißt es aus anderer Quelle.

Die Vision einer "European Dance Company" hatte sie offensichtlich an Schlingmann vorbei im Dezember an den Minister herangetragen. Die No-Go-Haltung der Intendantin zu solcherart Plänen ist bekannt. Schlingmann wiederholte sie gestern auf SZ-Nachfrage: "Eine Herauslösung der Sparte Ballett wäre mit meinem Intendantenvertrag nicht kompatibel. Zudem bin ich der Überzeugung, dass das Haus für eine solche Organisationsform zu klein ist." Nach Schlingmanns Meinung käme es zu einer Etat-Steigerung und zu "Hauen und Stechen" um das knappe Geld, denn jede Sparte würde sich einen eigenen Verwaltungs-Apparat leisten wollen. Und: "Ein großes Haus bietet Schutz, wenn es um Sparen und Schließungs-Pläne geht."

Offensichtlich hat Schlingmann den Minister mit diesen Argumenten überzeugt. Commerçon holte sich aber, wie er sagt, auch andernorts Rat, unter anderem vom Deutschen Bühnenverein. Deshalb habe er Donlons Idee nicht etwa aus finanziellen, sondern aus grundsätzlichen Erwägungen eine Absage erteilt, sagte er gestern der SZ. "Saarbrücken muss ein Dreispartenhaus samt Generalintendanz behalten." Doch welche Alternative hatte Donlon vorgeschlagen? Commerçon spricht von einer "Ideensammlung", nicht von einem durchgerechneten Konzept. Seiner Meinung nach wäre es zu einer Stellenaufstockung gekommen: Produkt- und Projektmanager, Artist in Residence, Betriebsdirektor, mehr PR-Kräfte.

Donlon selbst wollte sich gestern nicht äußern. Ihre Pressestelle teilte nur mit: "Entgegen anderslautender Gerüchte bin ich nicht von meinem Posten als Ballettdirektorin der Donlon Dance Company/Ballett des Saarländischen Staatstheaters zurückgetreten. Meine Aufgabe macht mir Freude und ich werde meinen Vertrag erfüllen." Der läuft bis zum Ende der Spielzeit 2014/2015. Und könnte, wenn es nach Commerçon und Schlingmann ginge, verlängert werden. "Die Tür ist offen", so der Minister, der es bedauert, dass er mit Donlon genau darüber nicht mehr hat sprechen können: Wie eine Weiterbeschäftigung aussehen könnte, unter Umgehung der Unkündbarkeitsklausel. Auch darüber hatte es Konflikte gegeben. Denn Donlon ist seit 2001 am SST, nach 15 Jahren würde sie unkündbar. "Dafür haben wir endlich eine Lösung gefunden", so Commerçon. Dass sie noch greift, wird immer unwahrscheinlicher.

Meinung

Eine klare Kante

des Ministers

Von SZ-RedakteurinCathrin Elss-Seringhaus

Marguerite Donlon ist ein Schatz fürs Saar-Theater. Sie weiß das und hat für ihre Sparte mehr Stellen und mehr Geld durchgesetzt. Doch was sie jetzt wollte - eine eigene Ballett-Intendanz, das war denn doch zu viel: eine Organisations-"Revolution" am Saarländischen Staatstheater, nur um sie zu halten. Dazu und nicht zu Donlon selbst hat der Minister Nein gesagt.

Nun muss Commerçon die Wut und die Sorge der Fans aushalten, ob das Ballett nach Donlon seinen Glanz behalten wird. Es scheint kaum mehr denkbar, dass Donlon über 2015 hinaus bleibt. Das ist sehr bitter. Zugleich muss man uneingeschränkt loben, dass der neue Minister den lange schwelenden Konflikt nicht weiter ausgesessen, sondern zackig und zügig entschieden hat. Klarheit statt Lavieren, das gefällt.

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