Doppelschlag an Pariser Börse

Paris. Vorhang auf für den neuen Energieriesen, heißt es heute in Paris. Dort feiert GDF-Suez sein Börsendebüt und damit offiziell seine Fusion zu einem der größten Versorger der Welt auf den Gebieten Strom und Gas

Paris. Vorhang auf für den neuen Energieriesen, heißt es heute in Paris. Dort feiert GDF-Suez sein Börsendebüt und damit offiziell seine Fusion zu einem der größten Versorger der Welt auf den Gebieten Strom und Gas. Der Zusammenschluss der beiden Konzerne war bereits vor über zwei Jahren von dem damaligen französischen Premierminister Dominique de Villepin eingefädelt worden, um Suez vor einer drohenden feindlichen Übernahme durch Enel aus Italien zu schützen. Doch das Projekt war auf Widerstände in Frankreich gestoßen und so ins Stocken geraten. So wurde vor allem die weitere Privatisierung des staatlichen Gaskonzerns GDF (Gaz de France) kritisiert, die für die Fusion notwendig war. Erst eine Kompromisslösung hatte den Weg frei gemacht. Damals hatte Suez-Chef Gérard Mestrallet dem Druck von Präsident Nicolas Sarkozy nachgegeben und der Abspaltung der Umweltsparte zugestimmt (Suez Environnement). Sie feiert jetzt ebenfalls ihr Börsendebüt. Mit GDF-Suez entsteht im französischen Leitindex CAC40 ein neues Schwergewicht, das eine Börsenkapitalisierung von knapp 90 Milliarden Euro erreicht und seinen deutschen Konkurrenten Eon überflügelt. An der Pariser Börse sind nur der Ölkonzern Total und der staatliche Stromriese EDF mehr wert als die neue Gruppe, die auf einen Umsatz von rund 70 Milliarden Euro kommt. Die Fusion der beiden Versorger ist nach Angaben Mestrallets, der GDF-Suez leiten wird, eine der größten in Frankreich seit 20 Jahren. Sie erfolgt über den Tausch von 21 GDF-Aktien gegen 22 Papiere von Suez. Größter Aktionär der neuen Gruppe wird der französische Staat mit 35 Prozent des Kapitals vor der Holding des belgischen Investors Albert Frère Groupe Bruxelles Lambert mit 5,3 Prozent. Die Anteilseigner von GDF-Suez sollen eine außerordentliche Dividende von 0,8 Euro je Aktie bekommen, was allein dem Staat 600 Millionen Euro bringen dürfte. Vor der Fusion gehörte Gaz de France zu 79,78 Prozent dem französischen Staat, der sich seinen Einfluss auf die großen Unternehmen des Landes nach wie vor sichert (siehe Grafik). Das Debüt auf dem Parkett von Suez Environnement ist in Frankreich einer der größten Börsengänge der letzten Jahre. Der Einführungspreis für das auf die Bereiche Wasser und Abfall spezialisierte Unternehmen soll nach Angaben von Generaldirektor Jean-Louis Chaussade zwischen 14 und 20 Euro liegen. Er will für dieses Jahr eine Dividende von 320 Millionen Euro vorschlagen und die Summe in den kommenden zwei Jahren um mindestens zehn Prozent erhöhen.Meinung

Frankreich zuerst

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid Der neue Energieriese GDF-Suez ist ein Konzern ganz nach dem Geschmack der französischen Industriepolitik. Zunächst zählen die Interessen Frankreichs. Wo fremder Einfluss überhand zu nehmen droht, interveniert der französische Staat ungeniert. Das Beispiel des Pharma-Konzern Sanofi-Aventis ist vielen noch in frischer Erinnerung. Kaum hatte sich die Pharma-Sparte des deutschen Chemieriesen Hoechst und der französische Konzern Rhône-Poulenc zu Aventis zusammengeschlossen, blies der wesentlich kleinere französische Konzern Sanofi-Synthelabo zum Angriff und verleibte sich mit Hilfe des französischen Staates Aventis ein. Die Deutschen wurden schlicht an die Wand gedrückt. Auch in Deutschland wagt man immer wieder einen industriepolitischen Vorstoß, um Schlüsselbranchen vor ausländischen Einflüssen zu schützen. Aber irgendwie gelingt das nie. Im zentralistisch regierten Frankreich ist halt mehr möglich als im föderal geprägten Deutschland.

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