Disziplin, Leidenschaft und ein gerüttelt Maß Sturheit

St Ingbert · Mit der Ausstellung „Albert Haberer – Malerei aus fünf Jahrzehnten“ würdigt St. Ingbert den Künstler, der 1933 in der Stadt geboren wurde. Ein Thema durchzieht das Werk Haberers wie kein anderes: die Landschaft.

 Messlatten und Zäune tauchen in mehreren Gemälden Haberers auf. Foto: Rathausgalerie

Messlatten und Zäune tauchen in mehreren Gemälden Haberers auf. Foto: Rathausgalerie

Foto: Rathausgalerie

Sankt Ingbert, nicht Sankt Wendel richtet in seiner Rathausgalerie die Ausstellung "Bilder aus fünf Jahrzehnten" des Malers und Kunsterziehers Albert Haberer aus. Geht er kurz vor dem 80. Geburtstag ins Exil? Nein, obwohl am 14. November 1933 in St. Ingbert geboren und seit mehr als 50 Jahren in St. Wendel zuhause, hat Albert Haberer den Kontakt zu seiner Geburtsstadt nicht verloren, Albert Weisgerber sei Dank.

Bereits seine Examensarbeit galt Weisgerber, dessen Archiv er für St. Ingbert in den späten 1950ern aufbaute. Haberer studierte bei Boris Kleint, vor allem aber bei dem der gegenständlichen Malerei zugewandten Karl Kunz an der ehemaligen Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk. bzw. deren Nachfolgerin, der Staatlichen Werkkunstschule. Er war einer der ersten im Saarland nach 1945 ausgebildeten Kunsterzieher, der sein Kunsterzieherstudium am ehemaligen Hochschulinstitut für Kunst und Werkerziehung abschloss. Von 1960 bis 1996 unterrichtete er am St. Wendeler Cusanus-Gymnasium als Kunstlehrer. "Ich wollte von Anfang an die Schule", sagt er. Und zwar aus Überzeugung, nicht aus Notwendigkeit, seine Malerei mit einem "Brotberuf" zu finanzieren. Demgemäß übernahm er Verantwortung für seinen Berufsstand, ob als Vorsitzender des Bundes Saarländischer Kunsterzieher oder als Vorsitzender von Lehrplankommissionen. Auch sah er sich nach Schulschluss gefordert, Kurse und Exkursionen bei der Volkshochschule anzubieten oder die St. Wendeler "Galerie im Zwinger" mitzugründen.

Albert Haberer vertritt hierzulande eine Künstlergeneration, die sich diesen Aufgaben stellte, ohne dass darunter die eigene künstlerische Arbeit gelitten hätte. Dafür sorgten Disziplin, Leidenschaft und ein gerüttelt Maß an Sturheit, was Maltechnik und Themen betraf. Obwohl die meisten Absolventen der Saarbrücker Kunstschule ungegenständlich arbeiteten, blieb er geprägt von seinem Lehrer Karl Kunz, wie er betont, der Figur wie der Architektur, vor allem der des Südens, verbunden und gab darin manch bissigen Kommentar zur Lage des Saarlandes wie der Nation ab.

Anspielungen aus der Kunstgeschichte in Form von Zitaten und Montage sind seit je her Programm und brachten ihm den Ruf, ein "gelehrter Maler" zu sein. Manch einer fand, dass darunter die Spontaneität leide. Das wurde vom notorisch hintersinnigen Albert Haberer mit einem gelassenen "Was soll's" quittiert, der weiterhin der Figuration verbunden blieb, die gerade wieder aktuell ist. Und überhaupt ist die Aktualität so eine Sache, meint er und verweist auf ein Gemälde seiner Ausstellung, in dem er sich mit Bischof Tebartz-van Elst und dessen Prunkgehabe beschäftigte, "und zwar schon im letzten Jahr", kommentiert er gewohnt launig.

Ausstellungseröffnung in der Rathausgalerie St. Ingbert: Sonntag, 20. Oktober, 11 Uhr. Ausstellung bis 23. Dezember. Öffnungszeiten: Mo bis Do, 8 bis 18 Uhr, Fr, 8 bis 12 Uhr. Informationen unter: www.alberthaberer.de

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