Dillinger Hütte vor schwerem Jahr

Dillingen. Die Dillinger Hütte wird erst jetzt so richtig von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise getroffen. Das Unternehmen musste 2009 einen Umsatz-Rückgang in der Gruppe von über 30 Prozent verkraften. Dieser sank von 3,3 Milliarden im Jahr 2008 um eine Milliarde auf 2,3 Milliarden Euro. Dennoch bleibt die Hütte in der Gewinnzone

Dillingen. Die Dillinger Hütte wird erst jetzt so richtig von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise getroffen. Das Unternehmen musste 2009 einen Umsatz-Rückgang in der Gruppe von über 30 Prozent verkraften. Dieser sank von 3,3 Milliarden im Jahr 2008 um eine Milliarde auf 2,3 Milliarden Euro. Dennoch bleibt die Hütte in der Gewinnzone. Der Gewinn vor Steuern und Zinsergebnis (Ebit) betrug 131 Millionen Euro nach 890 Millionen Euro 2008. Vorstandschef Paul Belche erklärte die Lage gestern auf der Bilanz-Pressekonferenz mit einem durch die Wirtschaftskrise hervorgerufenen zeitverzögerten Abwärtstrend auf dem Markt der Grobbleche. Auf diesem Markt agieren die Dillinger mit hochwertigen Spezial-Produkten weltweit. Die Grobblech-Produktion der Dillinger betrug 2009 rund 1,6 Millionen Tonnen. Gleichzeitig zeichnen sich laut Belche immer größere Probleme in der Beschaffung von Rohstoffen ab. So liefen einige Märkte preislich völlig aus dem Ruder. Zunehmend zu schaffen machten auch die Produktionsbedingungen durch Konkurrenten wie China. Die Chinesen hätten schon rund 50 Prozent Marktanteil am weltweiten Stahlmarkt. Mit ständig steigender Tendenz. Gleichzeitig könnten sie im Vergleich zu den Europäern deutlich günstiger produzieren. Die Rohstoff-Lieferanten verfolgten ebenfalls eine geänderte Strategie. Sie wollten nur noch pro Quartal verhandeln, nicht mehr für ein Jahr. Als erste Maßnahme zur Kostendämpfung kündigte Belche Preiserhöhungen für Grobblech-Produkte zum dritten Quartal an.Auf die sich abzeichnende Krise habe das Unternehmen sehr früh reagiert. So seien noch im vierten Quartal 2008 "sämtliche Marktchancen genutzt und Auftragsbücher gefüllt worden". Gleichzeitig sei die Rohstoffbeschaffung frühzeitig gebremst worden, ohne das strategische Investitionsprogramm anzutasten. "Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der Dillinger Hütte in der Stahlindustrie", so Belche. Zwischen 2007 und 2011 würden 530 Millionen Euro in die Modernisierung des saarländischen Stahl-Standortes investiert. Die Belegschaft werde gehalten, um mit deren Fachwissen auch wieder in eine Phase des Aufschwungs zu starten, betonte Arbeitsdirektor Karlheinz Blessing. Ende 2009 gehörten 5296 Mitarbeitern zur Belegschaft gegenüber 5322 im Jahr 2008. Der leichte Rückgang ist auf die Schließung der Kokerei Carling zurückzuführen. Belche rät den Saarländern, positiv zu ihren Industrie-Unternehmen zu stehen. Deutschland sei in vielen Industrie-Branchen Marktführer. Modernste Technologie liefere immer umweltfreundlichere Lösungen. 50 Prozent der Investitionen in Dillingen gingen in umweltschonende Maßnahmen. Die Hütte sei großer Ausbilder, schaffe Jobs und trage 11,25 Prozent zum Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe an der Saar bei, der insgesamt 19,2 Milliarden Euro beträgt. Meinung

Besonnen reagieren

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia Eine Milliarde Euro Umsatz-Einbruch in der Gruppe der Dillinger Hütte ist gewaltig. Das muss erst einmal verkraftet werden. Wird es aber. Denn die Dillinger zeichnen sich auch durch ehrgeizige Ziele aus. Sie wirken mit Spezialprodukten jetzt schon an vielen renommierten Projekten weltweit mit. Von der "Nord Stream" Gas-Pipeline in der Ostsee bis zum Moses Mabhida Stadion als Austragungsort der deutschen Nationalmannschaft während der Fußball-WM 2010. Dillingen ist weltweit eine immer gefragtere Adresse. Gute Voraussetzungen für die Zeit nach der Krise. Die kommt. Begleitet von der Belegschaft, die komplett an Bord bleiben soll. Auch das zeigt, dass die Dillinger besonnen reagieren, nicht nur kurzfristig agieren. HintergrundDie Dillinger Hütte unterhält zahlreiche Beteiligungen. In der Produktion direkt und indirekt zu 50 Prozent an der Zentralkokerei Saar (ZKS), der Rogesa Roheisengesellschaft, zu 25,1 Prozent an der Saarstahl AG, zu 50 Prozent an der Tochtergesellschaft Europipe und zu 100 Prozent an GTS Industries in Frankreich. Hinzu kommen Handel- und Brennschneidebetriebe, etwa die Dillinger Middle East, sowie Vertriebsgesellschaften und Logistik-Aktivitäten. ts

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