Dillinger Hütte verlässt Krise

Dillingen. Der Stahlkonzern Dillinger Hütte (DH) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr weniger Umsatz erwirtschaftet, konnte den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) gegenüber 2009 jedoch spürbar steigern. Das teilte der Vorstand anlässlich der Jahrespressekonferenz mit. Die Umsatzerlöse gingen um 6,6 Prozent auf 2,11 Milliarden Euro zurück

Dillingen. Der Stahlkonzern Dillinger Hütte (DH) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr weniger Umsatz erwirtschaftet, konnte den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) gegenüber 2009 jedoch spürbar steigern. Das teilte der Vorstand anlässlich der Jahrespressekonferenz mit. Die Umsatzerlöse gingen um 6,6 Prozent auf 2,11 Milliarden Euro zurück. Das Ebit verbesserte sich von 131 Millionen Euro (2009) auf 368 Millionen Euro. Die gute Ertragsituation führte Finanzvorstand Fred Metzken unter anderem darauf zurück, dass "wir vieles auf der Kostenseite getan haben".Die Produktion konnte die Dillinger Hütte hingegen steigern. So kletterte der Rohstahl-Ausstoß im Stahlwerk um 10,6 Prozent auf 2,13 Millionen Tonnen. An Grobblechen, auf die die Dillinger Hütte spezialisiert ist, produzierten die Walzwerke in Dillingen und im französischen Dünkirchen (GTS) 1,88 Millionen Tonnen, was gegenüber 2009 einem Plus von 17 Prozent entspricht. Der Grobblech-Versand stieg um 12,2 Prozent auf 1,88 Millionen Tonnen. Technik-Vorstand Norbert Bannenberg erinnerte daran, "dass uns diese Steigerung gelungen ist, obwohl wir 2010 einige Stillstände hatten". Darunter fielen unter anderem die Neuzustellung des Hochofens 5 sowie die mehrwöchige Reparatur im Walzwerk.

Dass die Umsatzerlöse trotz Ausweitung der Produktionsmenge sanken, führte DH-Vorstandschef Karlheinz Blessing "auf die unbefriedigende Preissituation im vergangenen Jahr" zurück. Erst jetzt sei es wieder möglich, deutlich höhere Preise am Markt durchzusetzen.

Auf der anderen Seite muss der Stahlkonzern mit kräftig steigenden Rohstoffkosten für Erze und Kokskohle klarkommen. So seien allein die Preise für das Eisenerz vom zweiten Quartal 2010 bis heute von 110 Dollar (76,4 Euro) pro Tonne auf 170 Dollar geklettert, erläuterte Blessing. Ein Ende sei noch nicht absehbar.

Außerdem seien die Energiepreise spürbar gestiegen. Allein die Strompreis-Steigerungen aus dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), das Anbietern von Strom aus Sonne, Wind oder Biomasse bestimmte Abnahme-Preise garantiert, "schlagen in der saarländischen Stahlindustrie mit Mehrkosten von rund 40 Millionen Euro zu Buche", sagte der DH-Chef. Ab dem Jahr 2013 greift außerdem die dritte Phase des EU-Emissionshandels mit CO2-Verschmutzungsrechten. Hier rechnet Blessing mit Mehrkosten für die saarländische Stahlindustrie von weiteren 45,7 Millionen Euro. Eine solche Summe (knapp 86 Millionen Euro) "gibt die Dillinger Hütte pro Jahr durchschnittlich für Investitionen aus". Dies sei ein eindeutiger Wettbewerbsnachteil gegenüber Stahlkonkurrenten außerhalb Europas.

Für 2011 erwartet der DH-Chef eine gute Auslastung der Anlagen und steigende Umsätze aufgrund von Preiserhöhungen für die Grobbleche. Auch in diesem Jahr werde die DH schwarze Zahlen schreiben. Die Zahl der Mitarbeiter stieg im vergangenen Jahr von knapp 5300 auf mehr als 5400.

dillinger.de

Meinung

Keine Öko-Überbelastung

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Die Dillinger Hütte ist ohne große Blessuren aus der Wirtschaftskrise herausgekommen. Auch wenn die Produktionszahlen und die Gewinne der Jahre 2007 und 2008 noch längst nicht erreicht sind, so ist der Trend dennoch nach oben gerichtet. Doch die Umwelt-Gesetzgebung sollte die Belastbarkeit der saarländischen Stahlindustrie nicht über Gebühr austesten. Denn die Mehrbelastungen können dauerhaft kaum über den Produktpreis hereingeholt werden. Zumal diese Wettbewerbsverzerrung der Umwelt überhaupt nichts nützt. Im ungünstigen Fall wandert Produktion in Weltregionen mit geringeren Standards. Wir haben dann zwar saubere Luft, aber keine Arbeitsplätze mehr und der Dreck wird woanders in die Luft geblasen.

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