Dillinger Hütte sieht wieder Land

Dillingen. Die Dillinger Hütte hat ein schwieriges Jahr 2009 hinter sich, will aber im kommenden Jahr "eine weitgehende Vollauslastung der Kapazitäten erreichen". Das sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Paul Belche (Foto: SZ), gestern vor Journalisten

Dillingen. Die Dillinger Hütte hat ein schwieriges Jahr 2009 hinter sich, will aber im kommenden Jahr "eine weitgehende Vollauslastung der Kapazitäten erreichen". Das sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Paul Belche (Foto: SZ), gestern vor Journalisten. "Die Krise ist nicht von schlechten Eltern", meinte Belche, da sich in Teilen der Stahlindustrie sowohl der Absatz als auch die Preise im vergangenen Jahr halbiert hätten. In Dillingen sei das zweite Quartal "sehr kritisch" gewesen, auch das dritte Vierteljahr war "nicht besonders". Allmählich helle sich die Situation auf. Personalvorstand Karlheinz Blessing geht davon aus, dass "wir im kommenden Jahr ohne Kurzarbeit auskommen". Auch die Belegschaft werde nur geringfügig zurückgefahren, wobei man auf die Instrumente Vorruhestand und Altersteilzeit setze. Derzeit beschäftigt der Stahlkonzern rund 5500 Mitarbeiter. Wichtig sei vor allem, "dass wir die Kosten im Griff behalten". Das gelte allerdings nicht nur für den Bereich des Personal, sondern auch für Einkaufs-Konditionen beim Transport, bei der Energie und den Rohstoffen. Allerdings verfügt die Dillinger Hütte aufgrund von Investitionen im kommenden Jahr sowieso über eingeschränkte Fertigungskapazitäten. So werde der zusammen mit Saarstahl betriebene Hochofen 5 neu zugestellt, so dass er rund 100 Tage stillsteht. Im Stahlwerk werde die Stranggieß-Anlage 5 modernisiert und auch das Walzwerk werde wegen Produktionsumstellung für fünf Wochen stillstehen. Konkrete Zahlen über die Grobblech-Produktion dieses Jahres nannten Belche und Blessing nicht. Im Jahr 2008 waren es rund 2,23 Millionen Tonnen.Das Jahr 2010 ist für die Dillinger Hütte ein ganz besonderes. Dann wird das Unternehmen 325 Jahre alt. 1685 erteilte Frankreichs König Ludwig XIV dem Marquis Charles Henri de Lenoncourt die Erlaubnis, Eisenhütten, Stahlwerke und Schmelzen in Dillingen zu errichten. 1809 nimmt sie die Rechtsform der Aktiengesellschaft an und ist damit die älteste bestehende AG in Deutschland. "Dass wir auf eine so lange Geschichte zurückblicken können, ist auch auf unsere sehr langfristig angelegte Unternehmenspolitik zurückzuführen", meint Vorstandschef Belche. "Außerdem pflegen wir eine sehr intensive Partnerschaft mit unseren Kunden und können auf diese Weise unsere Produkte weiterentwickeln." Wichtig sei auch, dass sich die Belegschaft sehr stark mit "ihrer Hütte" identifiziere. Seit Mitte des 20. Jahrhundert produziert die Dillinger Hütte ausschließlich Grobbleche (ab fünf Millimeter Dicke). Hier gilt das Unternehmen technologisch als Weltmarktführer. Der Geburtstag soll Anfang September 2010 gefeiert werden. low

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