Dijsselbloem bleibt Eurogruppen-Chef

Brüssel · Der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem war nicht immer so beliebt. Bei seiner Wahl an die Spitze der Währungsunion 2013 musste er sich gegen starke Widerstände durchsetzen. Die Wiederwahl gestern verlief für ihn einfacher.

Jede Krise hat auch einen Gewinner. Jeroen Dijsselbloem gehört dazu. Der bisherige Chef der Euro-Finanzminister wurde gestern Abend mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt - ein Beweis für die gute Amtsführung gerade in den vergangenen Wochen. Eine Szene zeigt das wie im Brennglas. Als der Niederländer an dem Samstag, als die Gespräche mit Griechenland angesichts des kurz zuvor verkündeten Referendums geplatzt waren, nach der Pressekonferenz in den Kreis der Euro-Finanzminister zurückkehrte, brandete Beifall auf. Der Chef der Währungsunion hatte ausgedrückt, was alle empfanden: Bedauern, Verärgerung, Fassungslosigkeit.

Dabei war der 48-jährige niederländische Sozialdemokrat nicht immer so beliebt. Bei seiner Wahl an die Spitze der Währungsunion 2013 musste er sich gegen den Widerstand seines Vorgängers Jean-Claude Juncker (inzwischen Kommissionspräident) und des französischen Kassenwarts Pierre Moscovici (heute Währungskommissar) durchsetzen.

Dass ausgerechnet die Griechenland-Krise dazu reichlich Gelegenheit bot, konnte Dijsselbloem, der aus einer Lehrer-Familie stammt und Agrarwirtschaft studiert hat, nicht ahnen. Aber tatsächlich erlebte der Eurogruppen-Chef schon bei seinem Antrittsbesuch bei der neuen Athener Regierung im Januar die erste öffentliche Brüskierung, als ihn der gerade frischgebackene Finanzminister Gianis Varoufakis vor laufenden Mikrofonen abkanzelte. Dijsselbloem blieb hart in der Sache, immer wieder verbindlich im Ton. "Die Türe für die griechische Regierung steht weiter offen", betonte er immer wieder - bis zuletzt.

Schon als er die Spitze der Eurogruppe übernahm, galt Dijsselbloem als strikter Verfechter einer energischen Haushaltssanierung sowie des Merkelschen Sparkurses. Zunächst verordnete er seinem eigenen Land eine radikale Rotstift-Politik. Dann machte er in der Währungsunion weiter. Für die Euro-Partner war der Mann eine überraschende Erfahrung. Der Niederländer entpuppte sich als ein Politiker, dessen Analysen immer häufiger Beachtung fanden. Es bedeutet viel, wenn Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble am Rande eines Ministertreffens in Brüssel betont: "Das hat der Eurogruppen-Vorsitzende schon alles gesagt."

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