Dieter Schnebel: Das Wahre zählt, nicht das Schöne

Saarbrücken. Die Vieldeutigkeit musikalischer Zeichen und ihre individuelle Bedeutungen für die ausführenden Künstler prägen das Werk des Komponisten Dieter Schnebel (geboren 1930). Wort und Musik vereinigen sich mitunter ungewohnt. In seiner Radio-Collage "Hörfunk" (1969) etwa hat er sich kompromisslos zu einer neuen gattungsüberschreitenden Ästhetik bekannt

Saarbrücken. Die Vieldeutigkeit musikalischer Zeichen und ihre individuelle Bedeutungen für die ausführenden Künstler prägen das Werk des Komponisten Dieter Schnebel (geboren 1930). Wort und Musik vereinigen sich mitunter ungewohnt. In seiner Radio-Collage "Hörfunk" (1969) etwa hat er sich kompromisslos zu einer neuen gattungsüberschreitenden Ästhetik bekannt.Damit hat er, nach Ansicht von Musikwissenschaftler Wolfgang Korb, Geschichte geschrieben. Am Freitag war Schnebel im Rahmen von "Mouvements" im Saarbrücker KuBa zu Gast, wo er im Gespräch mit Korb seine Kunst erklärte. Audiovisuelle Beispiele verdeutlichten den leider nur wenigen Besuchern die Versuche des Komponisten, Geräusch und Ton rhythmisch, quasi-musikalisch zu arrangieren.

Die Artikulations-Studie "Maulwerke" (1968-74) zeigte Schnebels Bemühen, die physiologischen Grundlagen der Sprachentstehung auf ihre musikalische Brauchbarkeit hin abzuklopfen. Dass er manche gewohnten ästhetischen Grenzen überschritt, stört ihn nicht, wie er zugab. Nicht das "Schöne" sei bei ihm Trumpf, sondern das "Wahre". Dass er diese "Wahrheitssuche" expressiv, manchmal exzessiv betreibt, zeigten zwei Solo-Auftritte von Katarina Rasinski. In "An-Sätze" (1985) und "Der plötzliche Spaziergang" (2006-08) ließ sie Körper und Stimme gleichermaßen erbeben. pes

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