Dieter Nuhr in der Saarlandhalle: Für jeden etwas dabei

Saarbrücken · Es ist doch immer dasselbe. Es ist nix passiert, aber das ist ja kein Grund, nicht schon im Januar den nächsten Jahresrückblick anzugehen.

Dieter Nuhr, durch seine Fernsehpräsenz einer der bekanntesten und beliebtesten Kabarettisten der Republik und Bewältiger so manchen TV-Jahresrückblicks aus kabarettistischer Sicht eröffnet mit diskreter Selbstironie am Freitag sein Gastspiel in der Saarlandhalle. Nuhr wirkt als menschgewordenes Breitband-Antibiotikum gegen das ewige Klagen und Jammern mit wohldosierter Rezeptur, die Tiefgründiges einfach und Banales tiefgründig klingen lässt. Das ist Satire für ein großes Publikum, auch in der ausverkauften Saarlandhalle.

Vorlagen gibt es genug, etwa das angebrochene Hinterteil der Kanzlerin. "Materialermüdung", kommentiert Nuhr, und weiter geht es mit dem ADAC, der Doppelbadewanne des Limburger Bischofs, dem Wodka kotzenden Nachwuchs, spießigen Grünen und den auf ihren philosophischen Nährwert geprüften Schlagersentenzen. Sein Traum, nackt im Rewe-Markt zu stehen, der auf sein aktuelles Programm "Nuhr ein Traum" verweist, ist nur zu wahr: Bei ihm ist das Angebot gut sortiert, für jeden was dabei, souverän zwischen Kabarett und Comedy aufbereitet.

Und das mit I-Pad auf dem Tisch und Mikro in der Hand, jedoch ohne Großbildschirm, der sein Mienenspiel noch in den letzten Winkel der Halle übertragen hätte. Das wäre wie Fernsehen, aber das soll es nicht sein, erklärt Nuhr. Hören statt Sehen? Das ist dann eher Radio als Bühne und passt zum Programmtitel "Nuhr ein Traum": Der Mann weit vorne auf der Bühne wird zum Schemen, während er im vertrauten Nuhr-Sound zwei Stunden ohne Längen raunt und sein Publikum unterhält. Genau darum geht's. Dass muss man können, und Nuhr kann es. Was will man mehr? Ihn sehen.

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