"Dieses Jahr Lehrstellen für alle Saarländer"

Saarbrücken. Ein Jahr nach der großen Herausforderung, gleichzeitig einem doppelten Abiturientenjahrgang im Saarland den Start ins Berufsleben zu ermöglichen, sehen die Chancen am Ausbildungsmarkt für 2010/2011 deutlich besser aus

Saarbrücken. Ein Jahr nach der großen Herausforderung, gleichzeitig einem doppelten Abiturientenjahrgang im Saarland den Start ins Berufsleben zu ermöglichen, sehen die Chancen am Ausbildungsmarkt für 2010/2011 deutlich besser aus. Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Saarland-Rheinland-Pfalz der Bundesagentur für Arbeit, legt sich jetzt schon fest: "Jeder ausbildungswillige und ausbildungsfähige Jugendliche wird in diesem Jahr einen Ausbildungsplatz bekommen. Das kann man schon sagen." So haben die saarländischen Betriebe alleine von Oktober 2009 bis jetzt zum Osterfest bereits 4000 freie Lehrstellen angezeigt. Das entspricht etwa dem gleichen Niveau wie vor einem Jahr. Diesmal jedoch werden deutlich weniger Jugendliche einen Ausbildungsplatz benötigen. 3800 von ihnen haben sich schon gemeldet, um mit Hilfe der Berufsberatung der Arbeitsagentur eine Perspektive zu suchen: 700 oder 14,5 Prozent weniger als im vergangenen Jahr.In der Gesamtbetrachtung muss man jedoch auch noch jene Jugendlichen berücksichtigen, die sowohl 2009 als auch in diesem Jahr selbst den persönlichen Kontakt zu möglichen Arbeitgebern hergestellt haben oder dies noch tun werden. Diese Fälle sind nicht in der Statistik der Regionalagentur für Arbeit erfasst.Insbesondere die Chancen auf Ausbildung in den Dienstleistungsberufen haben sich erhöht. Denn dort herrschte 2009 der größte Konkurrenzkampf um die begehrten Lehrstellen. In Verkaufsberufen ebenso wie im Hotel- und Gaststättengewerbe. Ob als Koch, Hotelfachmann oder Restaurantfachmann. Gute Perspektiven in der Ausbildung gibt es auch am Bau beziehungsweise im Nahrungsmittel-Handwerk. Dort findet man Berufe wie Metzger oder Verkäufer im Lebensmittel-Handwerk.Leicht rückläufig ist demgegenüber das Angebot an Lehrstellen in der Metall- und Elektroindustrie. Das dürfte eine Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise sein, die diese Branche besonders hart erwischt hat. Während wiederum Ausbildungsberufe wie Kaufmann für Versicherungen und Finanzen, Kaufmann für Spedition und Logistik-Dienstleistung beziehungsweise Fachkraft für Lagerlogistik derzeit sehr gute berufliche Perspektiven garantieren. Von den Bewerbern um Lehrstellen sind jeweils die Hälfte Jungen und Mädchen. Zu den Lieblingsberufen gehören bei den Jungen Kaufmann im Einzelhandel, Kraftfahrzeugmechatroniker, Maler und Lackierer, Industriemechaniker beziehungsweise Bürokaufmann. Mädchen interessieren sich vor allem für eine Tätigkeit als Kauffrau im Einzelhandel, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte, Verkäuferin und Friseurin. Es fällt besonders auf, dass sich die Mädchen vor allem auf zehn Ausbildungsberufe konzentrieren, während die Jungen in ihrer Berufswahl deutlich flexibler sind. Das könnte auch mit dem Einfluss der Eltern auf die Berufswahl zusammenhängen. Heidrun Schulz appelliert an junge Frauen, in der Berufswahl flexibler zu zeigen. Und mehr den Mut zu haben, in traditionelle Männerberufe einzusteigen. Solcher Mut führe auch dazu, "dass man als Frau später in ein gehobenes Lohnniveau kommt", so Schulz. Das bringe höhere Lebensqualität und mehr Unabhängigkeit. Meinung

Herausforderungbleibt bestehen

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia Nach dem Doppel-Abitur-Jahrgang, der letztes Jahr auf den Lehrstellenmarkt drängte, wird es 2010 sicher einfacher werden, genug Ausbildungsplätze an der Saar zur Verfügung zu stellen. Doch Vorsicht! Der Ausbildungsmarkt selbst bleibt trotzdem eine riesige Herausforderung. Längst sind immer noch nicht genug Unternehmen davon überzeugt, auszubilden. Falsche Vorurteile über angeblich zu hohe Kosten und zu hohen Aufwand machen immer noch zu oft die Runde. Abgesehen davon, dass sich auch mehrere Unternehmen in einem Ausbildungsverbund diese Aufgabe teilen können. Oft sogar mit Zuschüssen des Staates. Hinzu kommt, dass ab jetzt die geburtenschwachen Jahrgänge den Arbeitsmarkt bestimmen. Wer künftig die besten Nachwuchs-Kräfte beschäftigen will, sollte deshalb jetzt erst recht ausbilden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort