Die Zierde von Patronenhülsen

Merzig. Roger Wagner war der dritte Monika von Boch-Preisträger. Dessen Fotoarbeiten sind nun zwei Jahre nach der Preisverleihung im Museum Schloss Fellenberg in Merzig zu sehen. Der 1962 in Dudelange geborene und in Luxemburg und Brüssel lebende Fotograf weiß um die Kraft der Fallhöhe, wenn es um Komik und Ironie geht

 Der Schießstand als schöner Salon: Roger Wagners "Shooting range I", aus der Serie "Common Places". Foto: Museum

Der Schießstand als schöner Salon: Roger Wagners "Shooting range I", aus der Serie "Common Places". Foto: Museum

Merzig. Roger Wagner war der dritte Monika von Boch-Preisträger. Dessen Fotoarbeiten sind nun zwei Jahre nach der Preisverleihung im Museum Schloss Fellenberg in Merzig zu sehen. Der 1962 in Dudelange geborene und in Luxemburg und Brüssel lebende Fotograf weiß um die Kraft der Fallhöhe, wenn es um Komik und Ironie geht. Wagner nutzt dafür das Bildformat und schlägt daraus im für Großformate nicht gerade idealen Wohnraum-Ambiente des Schlosses entzückende Pointen. Doch die Qualität der Schau verdankt sich gerade der sich aus dem Miteinander von Bildformat, Inhalt und Ausstellungsort aufbauenden Spannung. Drei Menschen zeigt er in 180 mal 225 Zentimeter großen Porträts. So bleiben sie fremd, wirken geradezu abstoßend. Im gleichen Format zeigt Roger Wagner Garten- und Waldstücke aus Brüssel und Rotterdam. Angesichts mitteleuropäischer Standardvegetation könnten sie ebenso aus Illertissen oder Flensburg stammen.

Der inszenierte Gegensatz wird zum Prinzip. Folglich zeigt das Riesenformat "Paradise" eine durch Dekoplunder zur Vorhölle mutierte Bar. Oder er setzt in seiner "Schießstand"-Serie die nüchternen Ballerräume erhaben in Szene und lenkt zugleich den Blick auf Patronenhülsen, die eine zierliche Borte bilden.

Ganz anders verfährt er in der Serie "Second Skin", zweite Haut, die im Kleinformat Wohnzimmer und Küchen zeigt: intime Lebenswelten, die vor Privatheit bersten. Hier schlüpft man hinein. Vor den Großformaten bleibt man stehen. Roger Wagner weiß es und zeigt es uns. sg

Bis 5. April. Dienstag bis Sonntag, Feiertag, 14 bis 18 Uhr.

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