Serie Kirchenporträt Etwas Wadgasser Geschichte in Saargemünd

Saargrmünd · Saint Nicolas steht zentral in der französischen Stadt Sarreguemines bei Geschäften und Cafés mit Saarbahnanschluss nach Saarbrücken.

 Sonnenstrahlen zaubern von außen farbenfrohes Licht ins Innere der Kirche Saint Nicolas (links). Das Bild in der Mitte zeigt eine Madonnendarstellung. Rechts: die gut erhaltene barocke Kirche von außen.

Sonnenstrahlen zaubern von außen farbenfrohes Licht ins Innere der Kirche Saint Nicolas (links). Das Bild in der Mitte zeigt eine Madonnendarstellung. Rechts: die gut erhaltene barocke Kirche von außen.

Foto: Ruth Wagner

Anstelle der zu weit entfernten Mutterkirche im Stadtteil Neunkirch-les-Sarreguemines wurde zwischen 1765 bis 1768 die barock-klassizitische Stadtkirche Saint-Nicolas gebaut – mitten im Zentrum von Saarguemines. Zuvor stand hier eine gotische Vorgängerkapelle, am Fuße der Befestigungsmauern des Schlossberg-Châteaus. Im Vergleich zur damaligen Einwohnerzahl mit rund 2000 Seelen stellt das Gebäude bis heute ein außergewöhnlich imposantes Bauwerk im Stadtgetriebe dar.

Renoviert wurde die Nicolaskirche 1956 und 1968. Ihr südwestlich ausgerichteter Turm mit geschweiftem Steinhelm und Vasenschmuck überragt die stattlichen Bürgerhäuser und Geschäftsfassaden der Umgebung nur knapp. Innen betritt der Besucher (die Kirche ist tagsüber zum Gebet und zur Besichtigung geöffnet) einen vergleichsweise riesigen barocken Saal für rund 600 Besucher mit imposantem Tonnengewölbe. Ausgestattet mit drei schönen Altären, spätbarocker Kanzel, Chorgestühl, Medaillons an den Chorpilastern (den tragenden Pfeilern) und weiteren bemerkenswerten Kunstgegenständen.

Pfarrer Jean-Luc Jost weist zunächst auf die Pietà in der Taufkapelle „Notre Dame des Douleurs“ neben dem Haupteingang hin. Geschnitzt aus einem Eichenstamm war sie eine Spende eines Saargemünder Bürgers von 1663 in Erfüllung eines Gelübdes während des Dreißigjährigen Krieges. Gegenüber tragen zwei Atlanten (Atlas ist eine Figur der griechischen Mythologie, die das Himmelsgewölbe stützt) den Orgelbalkon. Das Instrument selbst stammt aus dem Jesuitenkolleg Pont-à-Mousson, kam aber bereits 1769 in den Besitz der Kirche des Heiligen Nikolaus.

Die ursprünglichen Fenster fielen den Bombardements der beiden Weltkriege zum Opfer. Die 1947 datierten neuen Bleiglasfenster aus der Werkstatt Janin/Nancy zeigen – farbenfroh besonders bei Sonnenschein – Szenen aus dem Neuen Testament wie beispielsweise den brennenden Dornbusch, den Symbolen „Caritas“ beziehungsweise „Ora et labora“ für christliche Nächstenliebe und Wohltätigkeit einerseits und die benediktische Lebensregel „Bete und arbeite“.

Im Chorraum ziehen drei große Bildtafeln aus der ehemaligen Abtei Wadgassen den Blick des Betrachters an; eine ist signiert von Januaris Zick (bekannter spätbarocker Maler) und wurde 1769 nach Saargemünd gebracht. Alle drei sind gelungene Darstellungen der Geburt Jesu, seiner Abnahme vom Kreuz und schließlich seiner Himmelfahrt.

Die Tür des Tabernakels schmückt ein vergoldeter Pelikan, der Vogel, der sich selbst die Brust aufreißt, um seine Jungen zu füttern, ein Kunstwerk, das ebenfalls in der Abtei im saarländischen Wadgassen entstand. Weiter finden sich in der Kirche Saint-Nicolas unter anderem eine Statue des Heiligen Nikolaus als Schutzpatron, ein Renaissance-Gemälde „Christ au Roseau – Christus mit Schilfstab“ sowie die vier Evangelisten an der erwähnten Kanzel.

Fazit: Hier steht eine bemerkenswert gut erhaltene barocke Kirche im urbanen Umfeld, deren Besuch sich bestens mit einem Marktbummel, immer dienstags- oder freitagsvormittags, in einer Kleinstadt mit französischem Flair verbinden lässt.

Auf der Seite Momente stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor.

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