Die Stiftung soll wachsen

Saarbrücken. Die Dinge sind endlich im Fluss und also steuerbar. Zu dieser Erkenntnis kam Mitte Dezember der zwölfköpfige Vorstand des Saarländischen Museumsverbandes (SMV) und entschied sich dafür, in Sachen Stiftungsreform aus der Rolle des Erfüllungsgehilfen in die des Mitgestalters zu wechseln. Bekanntlich sollte der SMV, wie zehn weitere Institutionen auch, bis 17

Saarbrücken. Die Dinge sind endlich im Fluss und also steuerbar. Zu dieser Erkenntnis kam Mitte Dezember der zwölfköpfige Vorstand des Saarländischen Museumsverbandes (SMV) und entschied sich dafür, in Sachen Stiftungsreform aus der Rolle des Erfüllungsgehilfen in die des Mitgestalters zu wechseln. Bekanntlich sollte der SMV, wie zehn weitere Institutionen auch, bis 17. Januar eine schriftliche Stellungnahme zur Neuordnung der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz (SSK) abgeben. Der SMV zählt immerhin 107 Mitglieder, von Heimatkunde-Vereinen über Kommunen bis hin zu großen Kultureinrichtungen wie dem Historisches Museum Saar oder dem Völklinger Weltkulturerbe.Ein Arbeitskreis notierte nicht nur eine ganze Menge Korrekturen am Entwurf, der, so der SMV, die Kontroll- und Verwaltungs-Defizite bei der Stiftung nur unzureichend behebt. Verfasst wurde auch eine Grundsatz-Präambel. Der Entwurf des Stiftungsgesetzes sei "nicht mehr als eine Klein-Klein-Reparatur", so der Präsident und der Vizepräsident des SMV, Rainer Raber und Stefan Weszkalnys. Damit wolle die Landesregierung die SSK kurzfristig über einen "Rechts- und Politik-TÜV" bringen. Stattdessen wäre es sinnvoll, "die sich anbahnende Neuorientierung des Regierungshandelns als Chance für eine große Lösung zu nutzen", so die beiden SMV-Vertreter. Die Präambel fordert eine Neudefinition dessen, was man unter "saarländischem Kulturbesitz" zu verstehen hat. Dies sei mehr als die bisher "willkürlich" unter dem SSK-Dach zusammengefassten Sammlungen, so Raber und Weszkalnys. "Der SMV empfiehlt die Zusammenführung der wesentlichen Einrichtungen saarländischer Gedächtniskultur in einer erweiterten Stiftung." In der Präambel werden auch erste zukünftige Neuzugänge genannt: etwa das Historische Museum Saar, das Völklinger Weltkulturerbe, das Bio-Dokumentationszentrum in Reden, das Institut für aktuelle Kunst in Saarlouis, das Saarländische Filmarchiv, das Illinger Elektromuseum und die völkerkundlichen Sammlungen eines Rox Schulz oder des Missionshauses St. Wendel.

Kraut und Rüben? Soll zusammenwachsen, was nicht zusammengehört? Aus Sicht des SMV passt das alles sehr wohl in eine größere Stiftung. Denn die soll zukünftig das aufnehmen, "was das Saarland erklärt". Der SMV hält es für grundfalsch, eine Stiftung, wie bisher, einzig für das kunsthistorische Erbe vorzuhalten. Zumal die SSK ja ebenfalls mit dem Deutschen Zeitungsmuseum in Wadgassen eine "artfremde" Sammlung verwaltet.

"Wir streben einen möglichst breiten Block an, um Aktivitäten zu koordinieren und gemeinschaftlich zu werben", sagt Raber. Durch den Zusammenschluss erhofft er sich eine Qualitätsverbesserung kleinerer Häuser und die Steigerung ihres Aufmerksamkeitswertes: Sie würden auf das Niveau der Stiftung gehoben. Hört sich verlockend an. Könnte jedoch an der uneinheitlichen Finanzierungs-Praxis (Kommunen, Land, privat) scheitern. Außerdem hat der SMV die potenziellen Fusionspartner nicht um Zustimmung gefragt hat. "Geplant ist keine Zwangs-Vereinigung, sondern eine Ideal-Vereinigung", sagt Weszkalnys. "Wir möchten zu einer breiten Debatte ermutigen, wer unter das Dach einer Kultur-Stiftung gehört und wer nicht."

Meinung

Die Idee aufgreifen!

Von SZ-RedakteurinCathrin Elss-Seringhaus

Bei diesem Vorstoß klingeln die Ohren. Er deckt sich mit dem, was Weltkulturerbe-Chef Grewenig seit Jahr und Tag über effizientere Verwaltungs- und Vermarktungs-Strukturen für die Kultur im Saarland sagt. Das war nie falsch und wird es auch dadurch nicht, dass Grewenig in der Stiftungs-Arbeitsgruppe mitgewirkt hat oder sich als Idealbesetzung für den Chefposten in der angestrebten Mega-Stiftung zu empfehlen scheint. Entscheidend ist, dass der SMV den prinzipiellen Mangel der Neuordnung offen legt: Er ist eine Bastelei und lohnt nicht der Gesetzgebungsmühe. Die Neuwahlen bieten die Chance zum Total-Stopp. Es wäre großartig, würde eine neue Regierung eine breite Debatte wagen. Dabei muss ja nicht die Konstruktion des SMV heraus kommen, sie wäre wohl ein Kraut-und-Rüben-Betrieb. Jedoch liegt auf der Hand, dass der Flickenteppich, den wir uns an der Saar leisten, zum Nachteil vieler kleiner Häuser ist. Sie verkümmern im stiefmütterlichen medialen und politischen Interesse. Diese Notsituation würde sich durch eine mächtige Dachorganisation ändern.

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