Die Stadt ist ein Sandwich

Saarbrücken. Sie fotografiere "en passant", im Vorübergehen, "was sich mir als Bild anbietet." Dabei bleibt Albrecht Dürer und sein Satz von der Kunst, die in der Welt steckt und man sie nur herausreißen müsse, die Losung des Alltags für Ingeborg Knigge

 Bitte genau hinschauen: Dieses Stadtmotiv besteht eigentlich aus zwei Bildern, die sehr gut zusammmenpassen. Foto: Ingeborg Knigge

Bitte genau hinschauen: Dieses Stadtmotiv besteht eigentlich aus zwei Bildern, die sehr gut zusammmenpassen. Foto: Ingeborg Knigge

Saarbrücken. Sie fotografiere "en passant", im Vorübergehen, "was sich mir als Bild anbietet." Dabei bleibt Albrecht Dürer und sein Satz von der Kunst, die in der Welt steckt und man sie nur herausreißen müsse, die Losung des Alltags für Ingeborg Knigge.So war es in Frankfurt, Hamburg, Brüssel, wo die Fotografin gelebt hatte, bis sie vor rund 20 Jahren nach Saarbrücken kam und heute als Leiterin der Fotowerkstatt an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) gleichermaßen der Pflicht und der Kür der Fotografie verbunden ist. Bereits in Frankfurt und Brüssel waren "I-Scapes" entstanden, deren Titel bewusst mit dem Gleichklang des englischen I wie Ich, mit Eye bzw. Auge, spielte. Die Fotografin als Jägerin und Sammlerin der verborgenen Schätze einer Stadt klappte Einzelbilder mit Treppenanlagen, geländerbewehrten Straßen und pfützenübersäten Brachen im so genannten Sandwich-Verfahren aneinander. Das Verblüffende daran, dass die den Kontrast provozierende Kombination dem Bewohner der kaputt gestalteten Städte geradezu vertraut scheint.

Die Ausstellung in der Galerie im KuBa verschwenkt die Brüsseler und Frankfurter Jahre mit der Saarbrücker Zeit. Statt Schwarz-Weiß bestimmt dort Farbe ihre "Auto-Scapes", aber das Prinzip bleibt: "Ich nehme einzelne Bilder auf, wenn ich durch die Stadt gehe." Nur stecken nun in einer Aufnahme gleich "zwei, drei, vier drin", geschaffen von einem "drauf, durch, rein" gehenden Blick der Kamera: Während sich im Lack Hausfassaden spiegeln und der Seitenspiegel den Rest der Straße abdeckt, legt sich über die Polster im Innenraum der Schatten des Armaturenbretts. Dazu kommen ihre Assoziationen zu anderen Orten, die in den Bildtiteln von Minsk bis Murnau anklingen. Von den "I-Scapes" zu den "Auto-Scapes", das passt für Knigge. Denn Auto-Bilder sind es gleich zweifach. Sie zeigen Autos, die zur Projektionsfläche für die eigenen Bilder im Kopf werden. Das parkende Auto taugt auch zum Sinnbild der Haltung seiner Fotografin: bodenständig und doch jederzeit zum Aufbruch bereit. "Ich mach's im Alltag", betont Knigge und holt aus ihren täglichen Laufwegen raus, was drinsteckt, "und du siehst immer etwas anderes." So weit kann die zwei Waldwege und vier Straßen umfassende Welt sein, wenn man sie nur richtig anschaut.

Bis 25. Mai. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 15 Uhr, Sonntag von 16 bis 19 Uhr. Geschlossen am 17. Mai. Galeriegespräch mit Ingeborg Knigge am Donnerstag ab 19 Uhr.

kuba-sb.de

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