Die Seele gefilmt: "Tom's Video"

Klar, das Filmthema "Found footage" - mit pseudo-realem Dokumentarmaterial - ist spätestens seit "Blair Witch Project" ein betagter Hut. Und doch findet Nik Sentenza (Regie und Buch) in "Tom's Video" einen anderen Dreh

Klar, das Filmthema "Found footage" - mit pseudo-realem Dokumentarmaterial - ist spätestens seit "Blair Witch Project" ein betagter Hut. Und doch findet Nik Sentenza (Regie und Buch) in "Tom's Video" einen anderen Dreh. Eine vierköpfige Familie in einem Nest nahe Hannover ist verschwunden, ein Filmstudent will nachforschen und das zur Basis seines Diplomfilms machen. Spuren findet er jedoch keine, bis ihm ein Videoband in die Wohnung gelegt wird: das gefilmte Tagebuch von Tom, dem 15-jährigen Sohn der Familie (überzeugend gespielt von Patrick Mölleken). Dessen Aufzeichnungen machen den größten Teil des Films aus und bebildern aus subjektiver Kamerasicht über weite Strecken klassische Pubertäts-Symptome: die Lust und das Leiden am Erwachsenwerden, endlose Diskussionen über teure Jacken, die unbedingt gekauft werden müssen, der erste Sex undsoweiter. Doch nebenbei erfährt man, dass Tom Psychopharmaka nehmen muss, während er beginnt, seinen zunehmend gefürchteten Stiefvater für den Teufel zu halten. Der Film stellt die Frage nach der Stabilität filmischer Ebenen - kann ein Mensch seine Halluzinationen selbst filmen? Wenn nicht, ist der Stiefvater dann tatsächlich der Teufel? Die Videoaufzeichnung endet im dunklen Grusel, die Rahmenhandlung im klinisch hellen Horror. Sehenswert. tokHeute: 16.30 Uhr, CS 5.

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