Die Schönheit des Befremdlichen

Saarbrücken · Seinen sechsten Geburtstag feiert das Kulturzentrum am Eurobahnhof (KuBa) mit seinem traditionellen „Herbstsalon“: Diesmal drehen sich die Arbeiten oft um das Dunkle und Unbehagliche.

 Ein Blick in den „Herbstsalon“ des KuBas. Foto: Oliver Dietze

Ein Blick in den „Herbstsalon“ des KuBas. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Seit 2007 gibt es das Kulturzentrum am Eurobahnhof, das sich als feste Größe etablieren konnte. Das verdankt das Haus seiner umtriebigen Geschäftsführerin Michaela Kilper-Beer und dem künstlerischen Leiter Andreas Beyer, vor allem aber der Qualität der Künstlerinnen und Künstler in den Ateliers. Den Geburtstag feiert man nun wie jedes Jahr mit einem "Herbstsalon".

Gleich am Eingang präsentiert Tanja Holzer-Scheer ihre märchenhaft-skurrilen Objekte, die an Tiefseewesen erinnern und vom souveränen Umgang der Künstlerin mit den Materialien zeugen. Bemerkenswert ist die Entwicklung von Juliana Hümpfner, die bei der Landeskunstausstellung im Frühjahr mit porträthaften Bildern von Boxern für Furore sorgte. Mit "Bondage" zeigt Hümpfner nun eine Fesselungsszene. Leider ist das Subtile der früheren Gemälde verschwunden und die Gewalt selbst wird zum Bildthema. Doch der Anblick dessen, was Gewalt einem Menschen antut, und die offenliegende Seele der Gemalten ist emotional wesentlich packender als der Akt der Gewalt selbst.

Armin Rohr überrascht mit einem abstrakt-expressiven Wandbild in Schwarzweiß mit einigen farbigen Elementen, das ganz anders ist als seine sonst bunten Scheinwelten mit den geisterhaften Personen. Ihm gegenüber hängt ein wunderbares Gemälde von Vera Kattler. Im Vordergrund ein Tierkopf, der sich aufzulösen und mit dem düsteren Hintergrund zu verschmelzen scheint. Nicht ohne Unbehagen steht man vor dem Bild und wird von der fremdartigen Kreatur angestarrt.

Ähnlich unangenehm sind Na Young Lees Gemälde. Die Arbeiten der koreanisch-stämmigen Künstlerin thematisieren ein Gefühl des Fremdseins, von Einsamkeit und Isolation. Sie lässt Einzelfiguren prominent aus einer uniformen Menschenmasse heraustreten. Meist sind es Kinder, die den Betrachter anstarren, seltsam emotionslos und distanziert zu der Bildwelt und zum Betrachter. Die Bilder faszinieren mit einer seltsam befremdlichen Atmosphäre. Auch die anderen Ausstellenden, wie etwa Annegret Leiner, Petra Jung, Werner Constroffer oder Sigrún Ólafsdóttir, beweisen die großartige Qualität des Atelierhauses und lohnen einen Besuch.

Bis 13. Oktober.

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