Die Rache der Routine

Mannheim · Nur ein Konzert hat Eric Clapton bei seiner laufenden Tournee in Deutschland gegeben – am Dienstag in Mannheim. War der Gitarrengott in guter Form?

Sechs Gitarren sind nach ihm benannt, 20 Grammys hat er eingesackt, über 100 Millionen Alben verkauft: Eric Clapton hat sich in seinen 51 Jahren als Musiker viele Meriten verdient und Songs geschaffen, deren Halbwertszeit zigfach höher ist als die heutiger "Stars". Doch im Laufe der Jahre machte er auch durch Alkoholsucht, rassistische Äußerungen und Heroinabhängigkeit von sich reden.

Auf seine Fingerfertigkeit an der Gitarre hatte sein Lebenswandel offenkundig keine Auswirkungen. Das hat der 69-Jährige am Dienstag bei seinem einzigen Deutschland-Gastspiel demonstriert, in der ausverkauften Mannheimer SAP-Arena. Da improvisiert sich Clapton durch ein 100-minütiges Programm, sei es an der E- oder im Mittelteil an der Akustikgitarre. Beeindruckend ist nicht nur für Gitarrenfans zu sehen, wie er die Saiten anschlägt und seinen Instrumenten wohlklingende Töne entlockt. Doch auf die Dauer ist das ermüdend, zumal es stets routiniert wirkt. Auch stehen Clapton und seine guten Mitmusiker - etwa Ex-Mike-and-the-Mechanics-Sänger Paul Carrack - bloß steif herum, wirkliche Leidenschaft zeigen sie selten.

Das Konzert plätschert dazu nach Schema F ohne Überraschungen vor sich hin: Es wird stets ein bisschen gesungen, oft schwer verständlich, dazu gibt es ein Solo von Clapton oder einem seiner Mitstreiter. Dann geht's zum nächsten Stück. Kaum eines davon, meist Blues-Klassiker von Robert Johnson , J. J. Cale oder Jimmy Cox, kommt flott daher. Wenig überraschend hält sich auch der Applaus in Grenzen, klingt pflichtschuldig statt euphorisch. Lediglich bei "Tears in heaven" und dem darauffolgenden "Layla" im Mittelteil breitet sich kurz Stimmung in der Halle aus. Am Ende lässt sich der Meister "High time we went" als Zugabe entlocken. Den Fans scheint das mehr als genug. Viele verschwinden, noch ehe das Hallenlicht wieder angeht.

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