Die Mörder sind unter uns

schauspiel · Es sind wahre Geschichten aus dem Alltag eines Strafverteidigers, die Ferdinand von Schirach ohne falsches Pathos in seinem ersten Buch erzählt. Im Sommer 2009 stürmte "Verbrechen" entgegen jeder Erwartung alle Bestsellerlisten

Es sind wahre Geschichten aus dem Alltag eines Strafverteidigers, die Ferdinand von Schirach ohne falsches Pathos in seinem ersten Buch erzählt. Im Sommer 2009 stürmte "Verbrechen" entgegen jeder Erwartung alle Bestsellerlisten. Schirach, 1964 in München geboren, arbeitet seit fast zwanzig Jahren als Strafverteidiger und doch liegt die große Qualität seiner Erzählungen weniger im Blick durch das Schlüsselloch der Anwaltskanzlei als in Schirachs außergewöhnlicher Erzählkunst, in der sich ein tiefer Humanismus offenbart. 2010 erhielt Ferdinand von Schirach für sein literarisches Debüt den Kleist-Preis.Schirachs wunderbar klare Schilderungen gewähren einen Blick auf die unterschiedlichsten Spielarten von Verbrechen; grausam kalte Gewaltexzesse stehen neben anrührenden Taten aus Verzweiflung und Not. So unterschiedlich die einzelnen Fälle sind, zusammen bilden sie ein Mosaik unserer Gesellschaft. In unzähligen Interviews wurde Ferdinand von Schirach gefragt, ob es nicht eine bestimmte Disposition der Täter gebe, sich ein Muster erkennen lasse. Die beunruhigende Antwort war Nein, Schirach wurde nicht müde, die Täterdisposition als eine allgemein menschliche zu behaupten.

Aus dieser Erzählpartitur des menschlichen Abgrunds entsteht in der sparte4 ein Spiel um Eifersucht und Leidenschaft, Kaltblütigkeit und Gier. Der junge Regisseur Christopher Haninger ("Michael Kohlhaas", "Hochmut, Verfolgung und Enthauptung") inszeniert die Uraufführung. Für seine Bearbeitung hat er vier extrem unterschiedliche Geschichten ausgewählt und sie mit den Schauspielern Andreas Anke, Christiane Motter, Johannes Quester und Ron Zimmering theatralisiert.

Die Inszenierung arbeitet mit performativen und chorischen Elementen, mit der Suggestionskraft der Sprache und des Klangs. Unter dem theatralischen Vergrößerungsglas treten die Risse in unserer Gesellschaft hervor.UTH

Uraufführung: Sonntag, 22. Mai, 20 Uhr, sp4

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