Die Metaphysik der Schneeschaufel

Saarbrücken. Während die Philosophen seit je Antworten auf die banalen Fragen: Woher kommen wir? Wer sind wir? Wo gehen wir hin? suchen, sieht der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann Neues auf die Philosophie zukommen

Saarbrücken. Während die Philosophen seit je Antworten auf die banalen Fragen: Woher kommen wir? Wer sind wir? Wo gehen wir hin? suchen, sieht der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann Neues auf die Philosophie zukommen. In seinem jüngsten Buch "Das Universum der Dinge" betont er geradezu apodiktisch: "Die alte metaphysische Frage nach dem Ursprung und der Bestimmung des Menschen hat sich verschoben. Nun sind es die Dinge, die Artefakte, die Gegenstände, die Waren aller Art, von denen wir nicht zu sagen wissen, woher sie eigentlich stammen und welcher Zukunft sie nach ihrem Gebrauch, ihrer Nutzung, ihrer Verwendung entgegengehen."Die Dinge sind einfach da. Nützliche wie Überflüssige. Unser Alltag ist von ihnen bestimmt. In unendlicher Vielfalt stehen uns die ephemeren Dinge des Lebens zur Verfügung, harren ihrer Aneignung, ihres Gebrauchs und ihrer Entsorgung. Liessmann eröffnet sein Buch nicht von ungefähr mit einem Diskurs über den "Luxus der Philosophie": Ihr wahrer Luxus liege in einer "besonderen Form der Askese, in der Beschränkung auf das Unwichtige, das Nebensächliche." Ihm ist es weniger darum zu tun, eine Theorie der Dingwelt zu konstruieren, als vielmehr die Dinge in unserer Lebenswelt zu beschreiben und zu analysieren. Liessmann entwickelt gewissermaßen eine eigene phänomenologische Philosophie: Wo die Dinge sind, ist auch die Philosophie - und umgekehrt. Diese Diktion bestimmt die zwölf in dem Band versammelten Essays. Der titelgebende beschäftigt sich ausführlich mit der Welt der Gebrauchsgegenstände und der eigentümlichen Ästhetik des Alltags. Weitere Beiträge thematisieren "Die Kunst des Hörens", "Objekte der Lust", "Kitsch", Eventkultur", "Reflexionen über das Fußballspiel" und "Schöne Menschen und ihre Idole". Aber auch skurril anmutende Texte ("Überlegungen zur Schneeschaufel als Objekt der Kunst") finden sich in dem lehrreichen und anregenden Band. Zwar kompiliert das Buch früher publizierte Aufsätze des Autors; diese sind jedoch so konzipiert, dass sie neue kulturhistorische Einblicke in die "Metaphysik der Gebrauchsgegenstände" erschließen. Konsequenterweise mündet das Buch in einer Beschäftigung mit dem "Ding an sich", dem Geld. Liessmanns Dinge-Reise hat Esprit und lässt einige der Dinge, denen wir Tag für Tag begegnen, besser verstehen.Konrad Paul Liessmann: Das Universum der Dinge. Ästhetik des Alltäglichen. Zsolnay, 207 Seiten, 17,90 €Diese und die weiteren Buch-Empfehlungen versandkostenfrei bestellen: www.saarbruecker-zeitung.de/empfehlungen

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