"Die meisten Stücke werden Narben davon tragen"

Köln. Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia sprach von einem "herausragenden Ereignis". Zur Verfügung stehe aber erst ein kleiner Teil der Dokumente. Dazu zählen etwa 600 Urkunden aus den Jahren 922 bis 1815, rund 60 mittelalterliche Handschriften, 70 000 Bände und mehrere Akten. Für die Herstellung des ganzen Bestandes könnten 40 Jahre vergehen, schätzt sie

 Eine Mitarbeiterin des Kölner Archivs beim Reinigen eines Dokumentes im Restaurierungszentrum. Rechts: Eine Wissenschaftlerin studiert den Kölner Verbundbrief von 1396. Fotos: Foto: Henning Kaiser dpa

Eine Mitarbeiterin des Kölner Archivs beim Reinigen eines Dokumentes im Restaurierungszentrum. Rechts: Eine Wissenschaftlerin studiert den Kölner Verbundbrief von 1396. Fotos: Foto: Henning Kaiser dpa

Köln. Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia sprach von einem "herausragenden Ereignis". Zur Verfügung stehe aber erst ein kleiner Teil der Dokumente. Dazu zählen etwa 600 Urkunden aus den Jahren 922 bis 1815, rund 60 mittelalterliche Handschriften, 70 000 Bände und mehrere Akten. Für die Herstellung des ganzen Bestandes könnten 40 Jahre vergehen, schätzt sie. Von den Urkunden sei bislang nur ein Prozent wieder einsehbar, sagte Schmidt-Czaia im Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum (RDZ) in Köln. Auch Teile der Fotosammlung und Neuerwerbungen stehen für die Öffentlichkeit bereit. Für die Einsicht ist eine Anmeldung erforderlich.Der Kölner Kulturdezernent Georg Quander sprach von einem "neuen Meilenstein beim Wiederaufbau des Historischen Archivs". "Wir können zwar nicht viel zeigen - aber wir können etwas zeigen. Es ist ein Anfang", sagte er. Schmidt-Czaia räumte ein: "Die meisten Stücke werden Narben davon tragen."

Die Attraktion der wieder zugänglichen Archivalien ist ein historischer Verbundbrief aus dem Jahr 1396. Das mit Siegeln verzierte Dokument war die zentrale Verfassungsurkunde der Reichsstadt Köln. Noch am Dienstag machte sich eine forschende Germanistin an die Arbeit. Sie hatte Jahre auf das Original warten müssen und wollte nun keine Zeit mehr verlieren.

Ein weiterer Höhepunkt: Eine Disziplinarakte, die das Verfahren gegen den Geistlichen Jacobus Schoegen am Stift St. Aposteln dokumentiert. Er war wegen Frauengeschichten in Verruf geraten.

Das Historische Stadtarchiv war am 3. März 2009 zusammengefallen. Zwei Menschen kamen ums Leben. Kostbare Dokumente auf einer Länge von 30 Regalkilometern wurden begraben, darunter der Nachlass von Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll (1917-1985). Die Bergungsarbeiten wurden im Sommer eingestellt. Rund 95 Prozent des Archivguts konnten gerettet werden. Noch in diesem Jahr ist der Spatenstich für ein neues Archiv geplant, das 2015 bezogen werden soll.

 Eine Mitarbeiterin des Kölner Archivs beim Reinigen eines Dokumentes im Restaurierungszentrum. Rechts: Eine Wissenschaftlerin studiert den Kölner Verbundbrief von 1396. Fotos: Foto: Henning Kaiser dpa

Eine Mitarbeiterin des Kölner Archivs beim Reinigen eines Dokumentes im Restaurierungszentrum. Rechts: Eine Wissenschaftlerin studiert den Kölner Verbundbrief von 1396. Fotos: Foto: Henning Kaiser dpa

Derweil laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft unvermindert fort. Die Ursache für den Einsturz des Gebäudes ist noch immer ungeklärt, vermutlich gibt es aber einen Zusammenhang zu einer nahe gelegenen U-Bahn-Baustelle.dapd

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort