Berlin. Eine aus You-Tube-Videos geplante Dokumentation des schottischen Regisseurs Kevin Macdonald ("Der letzte König von Schottland") dürfte durch das Loveparade-Drama von Duisburg mit 19 Toten und über 500 Verletzten eine unerwartete Wendung bekommen. Der Oscar-Preisträger hatte für sein Projekt "Life in a Day" Menschen weltweit dazu aufgerufen, am 24. Juli ihr Leben zu filmen und die Videos bis Ende Juli auf YouTube hochzuladen, um selbst daraus eine Doku zu schneiden. Wenn man den Film in der Zukunft sehe, "wird man wie in einer Zeitkapsel darüber informiert, wie es war, am 24. Juli 2010 zu leben", sagte er vorab der "FAZ". Was an diesem Tag in Deutschland passieren würde, konnte Macdonald nicht ahnen. Dabei hatte er den Termin sorgfältig gewählt: Es seien noch nicht viele im Urlaub, die WM sei vorbei und es sei ein Samstag, wo mehr Menschen Zeit für seine Aktion hätten. Nun finden sich die Duisburger Ereignisse auch in Videos wider, die bereits auf YouTube zu sehen sind. Der 16-jährige Marc hat seine Vorfreude auf die Party gefilmt. Er sitzt in seinem Zimmer und erzählt, dass er gleich mit Freunden zur Loveparade fahre: "Das wird lustig." Ein Video mit dem Titel "We survived the Loveparade" zeigt eine Meute auf dem Weg zu dem Techno-Spektakel. "Oh, wie ist das schön", gröhlen sie im rappelvollen Bahnabteil. Auf dem Weg zum Partygelände laufen Tanzende ins Bild. Dann ist Schluss mit lustig: Zu sehen ist, wie Panik ausbricht. Sicher werden bis 31. Juli unzählige Videos ohne Loveparade-Bezug hochgeladen. Trotzdem wird sich kaum vermeiden lassen, dass die Loveparade in der Doku eine tragende Rolle spielen wird. Sie wird im Januar auf dem Sundance-Filmfestival ihre Premiere haben. ddp