Die letzten Tage einer Fluglinie

Frankfurt/Köln · Der Lufthansa-Konzern lässt die Marke Germanwings trotz einiger Erfolge verschwinden. Mit dem Absturz der 4U9525 mit 150 Toten hat der Wechsel zur neuen Plattform Eurowings aber nichts zu tun.

Die Tage der Fluggesellschaft Germanwings sind gezählt. Obwohl die Schriftzüge auf den Flugzeugen vielleicht noch über Jahre zu sehen sein werden, geht das Geschäft morgen auf die Nachfolgerin Eurowings über. Die Lufthansa-Tochter wird mit Beginn des Winterflugplans zum Vertragspartner der Germanwings-Kunden. Sie trägt zugleich die Hoffnungen des Konzerns, sich im Kampf gegen Billigflieger wie Easyjet oder Ryanair behaupten zu können.

Der Name Germanwings wird noch auf lange Zeit mit dem vom Co-Piloten Andreas Lubitz herbeigeführten Absturz des Airbus mit der Flugnummer 4U9525 verbunden werden, bei dem im Frühjahr 149 Opfer und der Verursacher selbst ums Leben kamen. Der Markenwechsel war aber schon vor dem 24. März beschlossene Sache, sodass die Tragödie in den Alpen den Umbau eher verzögert als beschleunigt hat.

Dabei hatte die 2002 als Billigflieger gegründete Germanwings in ihrer Geschichte zuletzt sogar Erfolge vorzuweisen. Seit 2012 hat sie von Lufthansa schrittweise die bis dahin extrem defizitären Europaflüge abseits der Drehkreuze München und Frankfurt übernommen und ist zur drittgrößten deutschen Fluggesellschaft aufgestiegen. Sie ist stark an Flughäfen wie Stuttgart, Köln, Hamburg oder Berlin vertreten. Laut Lufthansa fliegt Germanwings wegen ihrer im Vergleich zur Mutter niedrigeren Kosten in diesem Jahr erstmals einen Gewinn ein.

In der Strategie von Lufthansa-Chef Carsten Spohr spielte Germanwings mit ihren 60 Airbus-Jets dennoch keine führende Rolle mehr. Spohr machte stattdessen die bislang deutlich kleinere Schwestergesellschaft Eurowings zur Leitplattform eines neuen Billigfliegers im europäischen Maßstab. Dort, so Spohrs Kalkül, könnten noch noch mehr Kosten eingespart werden, wofür er einen heftigen Tarifkonflikt mit seinen Piloten riskiert und vorerst auch gewonnen hat.

Flogen bislang die 23 Jets der Eurowings im Auftrag der Germanwings , ist es künftig genau umgekehrt. Neu sind zudem Fernflüge unter der Marke Eurowings , deren erster am 2. November ab Köln in Richtung Karibik abheben soll. An den Steuerknüppeln sitzen Piloten des deutsch-türkischen Gemeinschaftsunternehmens Sun-Express.

Germanwings-Flugzeuge werden ihren Schriftzug noch so lange tragen, wie ihre Crew noch zu Lufthansa-Tarifen fliegt, dann wird auf Eurowings umlackiert. Die teureren Piloten sollen nach und nach zur Lufthansa-Mutter wechseln. Die freiwerdenden Flieger landen bei einer neuen Tochter, der in Wien beheimateten Eurowings Europe, die noch niedrigere Tarifbedingungen hat als die deutsche Eurowings .

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort