Die Kunst, lauter zu werden

Saarbrücken. Wer "RKK" im Internet nachspürt, findet reichlich. Die Rheinischen Karnevalskorporationen etwa, einen russischen Raumfahrtkonzern sowie diverse Robert Koch Kliniken. Bloß keine Kunst. Die Rektorenkonferenz der deutschen Kunsthochschulen, die gleichfalls RKK kürzt, hielt sich eben bislang eher raus - aus dem Netz

 Blumen für den neuen Sprecher: Von kommender Woche an spricht HBK-Rektor Ivica Maksimovic für die deutschen Kunsthochschulen. Foto: Andreas Engel

Blumen für den neuen Sprecher: Von kommender Woche an spricht HBK-Rektor Ivica Maksimovic für die deutschen Kunsthochschulen. Foto: Andreas Engel

Saarbrücken. Wer "RKK" im Internet nachspürt, findet reichlich. Die Rheinischen Karnevalskorporationen etwa, einen russischen Raumfahrtkonzern sowie diverse Robert Koch Kliniken. Bloß keine Kunst. Die Rektorenkonferenz der deutschen Kunsthochschulen, die gleichfalls RKK kürzt, hielt sich eben bislang eher raus - aus dem Netz. Da hat der neue Sprecher des Gremiums gleich was zu tun. Und siehe da: Punkt 14 der Tagesordnung für das Treffen am kommenden Mittwoch in Dresden, bei dem Ivica Maksimovic das Amt von seiner Kasseler Kollegin Karin Stempel übernimmt, verheißt: "Internetauftritt der RKK", Referent: "Prof. Ivica Maksimovic".

Dass die Rektorenrunde bislang im Grunde offline war, skizziert auch ein wenig den Ist-Zustand der RKK. Wer hörte von ihr? Wo hat sie sich eingemischt? Die Rektorenrunde der Musikhochschulen haut da vernehmlicher auf die Pauke. So ist es wohl kein Zufall, dass sich der Kreis der 24 Kunsthochschul-Chefs mit Maksimovic einstimmig erstmals auf einen Designer und Rektor eines vergleichweise kleinen Hauses verständigte. Schließlich ist Maksimovic Kommunikationsdesigner mit eigener Werbeagentur in Saarbrücken. Einer also, der das Trommeln gut versteht. Zuvor gaben Künstler und Kunsthistoriker und die großen, ehrwürdigen Akademien wie etwa Düsseldorf und Stuttgart bei der RKK den Ton an.

Saarbrücker Verbindung

"Lauter werden!", hat der 56-Jährige, der seit 2004, mittlerweile in zweiter Amtszeit Rektor der HBK Saar ist, denn schon mal als Leitmotiv ausgegeben. Gerade auch im Konzert mit den Universitäten. Da sollen die Kunsthochschulen "mehr Gewicht bekommen", hat er sich fest vorgenommen. Und setzt auch auf die Saar-Connection. Die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel, kommt schließlich auch aus Saarbrücken. Doch die RKK soll nicht allein die Anliegen der Akademien bündeln und den künstlerischen Nachwuchs fördern, es geht auch um die Vertretung der Kunsthochschulinteressen gegenüber Verbänden, Behörden, anderen Gremien und nicht zuletzt der Politik.

Dennoch sind viele Themen, die die Akademien derzeit beschäftigen, eher systemintern. So befasst man sich mit den vergleichbaren Studien-Strukturen, den organisatorischen Fragen bei der Umsetzung der Bachelor- und Masterstudiengänge also, aber auch mit dem Promotionsrecht für künstlerische Hochschulen. Dieser Punkt wird gewiss in der Debatte mit den Universitätsvertretern etliches von Maksimovic' Werbergeschick fordern. Denn das Promotionsrecht ist bislang - mit raren Ausnahmen - gut verteidigte Uni-Domäne. Im Saarland sollen allerdings, Kulturminister Karl Rauber (CDU) hat's bereits annonciert, Musik- wie Kunsthochschule vom kommenden Wintersemester an das Promotionsrecht haben.

Aber auch an den einzelnen Akademien gibt es Reibungsflächen zuhauf. Das Studium der Freien Kunst, bei dem etwa der angehende Maler traditionell im Atelier von seinem Meister geführt und angeleitet wird, stehe, so sehen es zumindest viele Kritiker, im krassen Widerspruch zum verschulten Bachelor- und Masterstudium.

Vieles, was deutlich größere Akademien da nun umtreibt, hätten die Saarbrücker eben schon erprobt, sagt Maksimovic. Und sieht in "diesen Erfahrungen" auch einen Grund, warum sich der RKK für ihn entschieden habe. Zugleich nimmt er das aber auch als Würdigung der Arbeit der gesamten HBK Saar.

Auch der Bereich Forschung werde die RKK zunehmend beschäftigen, so Maksimovic. Für die Akademien erschließen sich da neue Arbeitsfelder. Denn Forschung bedeute auch, dass Kunsthochschulen und ihre Absolventen, ob Designer oder freie Künstler, ihr kreatives Können Wirtschaftsunternehmen anbieten können, quasi als kreative Grundlagenforscher.

Und persönlich? Wie packt man auf das Pensum eines Rektors und Agenturchefs noch diesen Sprecherposten obenauf? Von seiner Frau holte er sich dispens, sagt er. Und die Kollegen in Saarbrücken freue es. Schon weil dieses Amt den Ruf der HBK nach außen trage. "Mehr bundesweite Aufmerksamkeit für die Hochschule", erhofft er sich denn auch als größten Gewinn für sein Haus. Und Arbeitstage, die zu Arbeitsnächten werden, kenne er noch von früher, als er seit 1989 die HBK mit aufbaute. Nicht zuletzt hilft Maksimovic da aber auch seine größte Passion neben der Kommunikation: Er läuft und läuft und läuft.

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