Die Klassiker sind immer weniger gefragtSt. Ingberterin sucht einen Ausbildungsplatz im Büro

Saarbrücken. Roland Havener sieht frostige Zeiten kommen: "In ein paar Jahren werden die Kunden, wenn sie einen Handwerker brauchen, einige Wochen warten müssen. Dann gibt es nicht mehr genügend von uns, um auf eine Anfrage direkt reagieren zu können

Saarbrücken. Roland Havener sieht frostige Zeiten kommen: "In ein paar Jahren werden die Kunden, wenn sie einen Handwerker brauchen, einige Wochen warten müssen. Dann gibt es nicht mehr genügend von uns, um auf eine Anfrage direkt reagieren zu können." Der Geschäftsführer des Sanitär- und Heizungsbaubetriebs Philippi & Hahn aus Saarbrücken befürchtet, dass vielen Handwerksunternehmen in absehbarer Zeit aufgrund des Fachkräftemangels das Personal ausgeht. Zwar würden sich nach wie vor junge Menschen bei ihm um einen Ausbildungsplatz als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bewerben, "aber meistens mit Noten, dass man von vorneherein weiß: Die schaffen die Ausbildung nicht".Fünfen in Mathematik oder Physik seien Ausschlusskriterien: "Auf gute Noten gerade in diesen Fächern lege ich allergrößten Wert, denn man muss am Bau einiges berechnen können." Flächen etwa oder Volumen. Ebenso den notwendigen Längenausgleich eines Rohres, das sich bei Hitze ausdehnt und bei Kälte zusammenzieht. Ganz zu schweigen von Wärmebedarfsberechnungen sowie dem Bestimmen von Emissionswerten und Wirkungsgraden. Deshalb sucht Havener einen Azubi mit gutem Hauptschulabschluss - bislang vergebens.

Natürlich gebe es nach wie vor Schüler mit guten Noten, will Havener nicht missverstanden werden, aber die würden sich meist nicht bei Handwerksbetrieben um eine Lehrstelle bewerben. "In der heutigen Zeit sehen viele das Handwerk als einen Berufszweig an, bei dem man dreckig wird, viel schleppen muss und nie pünktlich Feierabend hat. Das wollen die Jungen heute nicht mehr. Die wollen lieber in ein Büro oder in die Industrie", sagt der Geschäftsführer. Bislang hat er in seinem Handwerksunternehmen zwei Lehrlinge ausgebildet - drei weitere sind noch in der Lehre und haben kürzlich ihre Zwischenprüfung absolviert. Mit deren handwerklichen Leistungen ist Havener ausgesprochen zufrieden, ebenso mit ihren Umgangsformen. "Als Chef lege ich großen Wert auf Anstand, Sauberkeit und Freundlichkeit. Denn unsere Mitarbeiter sind das Aushängeschild unseres Unternehmens vor Ort, im positiven wie im negativen Sinn."

Dann kommt der Geschäftsführer von Philippi & Hahn noch einmal auf das Bild zurück, dass viele junge Menschen vom klassischen Handwerk haben. Das entspreche nicht der Realität. Klar gehe es ab und an schmutzig zu und könne die Arbeit körperlich schwer sein. Aber: "Eine Ausbildung im Handwerk ist auch unwahrscheinlich interessant und vielseitig. Man lernt selbstständig und eigenverantwortlich zu arbeiten und hat nach der Lehre viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Und wegen des sich anbahnenden Fachkräftemangels hat man nach der Ausbildung sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt."

hightech-handwerk.de

St. Ingbert. Patricia Klos möchte Bürokauffrau werden. Allerdings sucht die 22-Jährige noch nach einem Ausbildungsplatz. Die St. Ingberterin, die gerne liest und Musik hört, beschreibt sich selbst als kontaktfreudig. Weitere Stärken seien Pünktlichkeit und Flexibilität. "Und in der Schule hatte ich nur ganz wenige Fehltage", erklärt Klos, die die Fachoberschule Sozialwesen besucht hat. Sollte der Berufswunsch Bürokauffrau nicht in Erfüllung gehen, könnte sie sich auch eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- oder Notarfachangestellten vorstellen. tog

Wer Patricia Klos eine Lehrstelle anbieten möchte, kontaktiert sie unter:

klospatricia@web.de

Foto: P&H

Foto: PK

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