Die Kanzlerin sichert den Sieg für Schwarz-Gelb

Mannheim. Das hohe Ansehen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach Einschätzung der Forschungsgruppe Wahlen dem Bündnis aus Union und FDP den Wahlsieg beschert. Merkel habe damit die teils erheblichen Vertrauensverluste in die Sachkompetenzen von CDU und CSU ausgeglichen, so die Mannheimer Wahlforscher

Mannheim. Das hohe Ansehen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach Einschätzung der Forschungsgruppe Wahlen dem Bündnis aus Union und FDP den Wahlsieg beschert. Merkel habe damit die teils erheblichen Vertrauensverluste in die Sachkompetenzen von CDU und CSU ausgeglichen, so die Mannheimer Wahlforscher. Zudem sei es der CDU-Chefin gelungen, ihren Herausforderer Frank-Walter Steinmeier (SPD) in der Kanzler-Frage zu distanzieren. Gewinner der Wahl sind auch die kleineren Parteien: Sie sind gemeinsam so stark wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. FDP, Grüne und Linke profitierten nach Erkenntnissen der Demoskopen von einem stark gestiegenen Ansehen. Für die SPD markiert die Bundestagswahl dagegen einen historischen Tiefpunkt. Die Partei kämpft nach Ansicht der Wahlforscher mit einem Dilemma: Sie bekommt die Konkurrenz durch eine stärker in die Mitte gerückte Union zu spüren; zugleich verliert sie nach links Wähler, deren Wünsche sie als Regierungspartei nicht bedienen kann. Hinzu kommt die gesunkene Wahlbeteiligung, die nach einem themenarmen, nicht polarisierenden Wahlkampf auf ein Mobilisierungs-Defizit der SPD verweist. Die Union kann dagegen vor allem mit dem guten persönlichen Image Merkels punkten, die mit einem Sympathiewert von 1,9 und positiven Noten in allen Lagern das höchste Ansehen eines Kanzlerkandidaten bei einer Bundestagswahl seit 1990 erzielt. Basis hierfür ist laut Forschungsgruppe Wahlen eine ausgezeichnete Leistungsbilanz: Ähnlich wie in der gesamten Legislaturperiode bescheinigen ihr 78 Prozent eher gute und nur 18 Prozent eher schlechte Arbeit. Zwar würden von einem Kanzler Steinmeier in der Sache 58 Prozent nicht viel anderes erwarten, und auch beim Eigenschaftsvergleich sieht die Mehrheit der Bürger nach Darstellung der Demoskopen oft keinen Unterschied. Doch im Detail gilt die Kanzlerin als glaubwürdiger und sympathischer, als weitaus durchsetzungsfähiger sowie als diejenige, die Deutschland besser aus der Krise führen kann. Folge: 56 Prozent wollen lieber Angela Merkel und nur 33 Prozent Frank-Walter Steinmeier als Regierungschef. Inhaltlich verliert die Union jedoch deutlich an Ansehen. Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit als dem größten Problem für die Deutschen vertrauen nach 41 Prozent im Jahr 2005 jetzt noch 29 Prozent auf die CDU/CSU, unverändert 21 Prozent (2005: 21 Prozent) nennen die SPD. Kompetenzeinbußen gibt es für die Union auch in den Bereichen Bildung und Steuern, wo immer mehr Bürger bei gar keiner Partei Sachverstand sehen. Dass die Steuern nach der Wahl gesenkt werden, bezweifeln nicht nur 90 Prozent aller Deutschen, sondern auch 87 Prozent der FDP-Anhänger - obwohl die Liberalen vehement für dieses Ziel eintreten. Zentrale Stütze des Wahlerfolgs der CDU/CSU sind einmal mehr die über 60-Jährigen: Hier holt die Union 40 Prozent, bleibt aber in allen anderen Altersgruppen unter ihrem Gesamtresultat. Auch die SPD erzielt mit 30 Prozent bei den über 60-Jährigen ihr bestes Ergebnis.. Die Linke wird bei arbeitslosen Wählern mit 32 Prozent (minus sieben Prozentpunkte) eindeutig stärkste Partei, die SPD kann den Status als stärkste Partei mit 35 Prozent (minus 13 Punkte) nur noch bei Gewerkschaftsmitgliedern halten.Die Zahlen basieren auf einer Befragung der Forschungsgruppe Wahlen von 21 061 Wählern am Sonntag sowie von 1657 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in der Woche vor der Wahl. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort