Die Folgen des Kahlschlags auf dem Campus

Saarbrücken · Welche Auswirkungen hätten die geplanten massiven Kürzungen der Geisteswissenschaft an der Saar-Uni für die Musik- und die Kunsthochschule? Schließlich kooperieren die in manchen Feldern eng mit der Universität.

Die Landesregierung will die Ausgaben für die Hochschulen massiv kürzen, vor allem die der Universität des Saarlandes (UdS). Besonders den Geisteswissenschaften droht ein Kahlschlag. Nur die beiden künstlerischen Hochschulen im Lande scheinen bisher gänzlich ungeschoren davon zu kommen: die Hochschule für Musik (HfM) und die Hochschule für Bildende Künste Saar (HBK). Sie unterstehen nicht der für Wissenschaft zuständigen Staatskanzlei, sondern dem Kultusministerium. Doch die HfM und die HBK arbeiten mit Fachrichtungen an der UdS eng zusammen, bis hin zu gemeinsamen Studiengängen. Einige davon stehen auf der Streichliste der beiden derzeit kursierenden Papiere, dem des Lenkungskreises unter Beteiligung der Staatskanzlei und dem konkurrierenden uni-internen Beratungspapier des UdS-Präsidiums, welche der SZ vorliegen. Das Präsidium will danach etwa die Musikwissenschaft an die HfM und die Kunstgeschichte an die HBK Saar "verlagern".

Was das bedeuten würde? Dazu wollen sich die beiden Hochschulen auf SZ-Anfrage nicht äußern, mit der Begründung, dass diese Papiere ihnen noch nicht offiziell bekannt gegeben wurden. Darstellen wollen sie aber ihre Zusammenarbeit. Die HBK kooperiere auf Basis einer Grundsatzvereinbarung sämtlicher Saar-Hochschulen von 1990 auf der Ebene der Verwaltung, Forschung und Lehre "auf vielen Feldern" mit der UdS, erklärt HBK-Sprecher Andreas Bayer. Zentral sei hier die Kunsterzieherausbildung, die 1999 an der UdS eingestellt und 2004 an der HBK wiederaufgenommen wurde. Die Studierenden für das Lehramt Kunsterziehung absolvieren seitdem an der HBK die praktischen, theoretischen und didaktischen Anteile ihres Studiums, das Zweitfach und die Erziehungswissenschaft an der UdS. Wobei die derzeit 52 Kunsterzieher allerdings auch Lehrveranstaltungen der Kunstgeschichte an der UdS besuchen können - das Fach, das womöglich ganz an die HBK verlagert werden soll.

Seit 2010 unterhält die HBK zudem mit der Informatik der UdS den gemeinsamen Studiengang Medieninformatik. Darüber hinaus kooperiert die HBK projektbezogen auch mit anderen Partnern, laut Bayer etwa den Historischen Kulturwissenschaften, dem Institut für Neue Materialien oder auch der Mechatronik, die nach den Vorstellungen des Präsidiums entfallen sollen.

Die HfM entsendet laut deren Rektor Wolfgang Mayer einen Professor an die Saar-Uni, der dort zwei Stunden pro Woche Musiktheorie anbietet. Als Gegenleistung unterrichtet ein Professor der Musikwissenschaft der UdS an der HfM zwei Stunden Musikgeschichte. An der HfM studieren auch die angehenden Lehrer. 107 sind es zurzeit, die an der UdS ihr Zweitfach und den erziehungswissenschaftlichen Anteil, aber auch vier bis fünf Veranstaltungen in der Musikwissenschaft absolvieren. Auch an einem der beiden Musikmanagement-Studiengänge der UdS ist die HfM beteiligt; die steigt laut Meyer aber aus, da sie ab Herbst mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) als Partner einen neuen Masterstudiengang Kulturmanagement startet.

Was würde es nun bedeuteten, wenn Musikwissenschaft und Kunstgeschichte an HfM beziehungsweise HBK verlagert würden? Auch wenn die Hochschulen selbst sich nicht äußern, so hört man aus ihrem Umfeld: Was die Lehrerausbildung betrifft, wäre es ein Nullsummenspiel. Sollten die Lehrstühle jedoch mitverlagert werden und damit Studiengänge wie Musikmanagement, so bräuchten die Hochschulen dafür weitere Räume. Durch die Streichung der Kunstgeschichte an der UdS will das Präsidium 200 000 Euro einsparen, durch die der Musikwissenschaft 360 000 Euro. Ob das Rechnungen sind, die aufgehen?

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