Die erste und einzige Kfz-Meisterin

Merchweiler. Kfz-Mechanikerin ist einer jener Berufe, die eher selten auftauchen, wenn junge Frauen heutzutage eine Liste ihrer Wunschberufe erstellen. Das war 1980, als Karin Geimer ihre Prüfung zur Kfz-Meisterin ablegte, nicht anders. Damals war sie die erste Saarländerin mit Kfz-Meisterbrief. Und bis heute ist sie die einzige

Merchweiler. Kfz-Mechanikerin ist einer jener Berufe, die eher selten auftauchen, wenn junge Frauen heutzutage eine Liste ihrer Wunschberufe erstellen. Das war 1980, als Karin Geimer ihre Prüfung zur Kfz-Meisterin ablegte, nicht anders. Damals war sie die erste Saarländerin mit Kfz-Meisterbrief. Und bis heute ist sie die einzige."Es gibt zwar mittlerweile etliche Mädchen, die diesen Beruf erlernt haben, aber das Interesse an der Meisterschule ist offenbar nicht vorhanden", sagt die 54-Jährige, die 1983 das Autohaus Nicklas in Merchweiler von ihrem Vater übernommen hat. Den Geruch von Motoröl kennt sie von klein auf, und auch so manchen Motorschaden konnte Karin Geimer schon als junges Mädchen am Klang des Motors diagnostizieren. Schließlich war Johann Nicklas, der den Betrieb 1927 gründete, ihr Großvater. Und so war sie bereits in ihrer Kindheit stets mittendrin, wenn im Familienbetrieb Autos repariert wurden. "Eigentlich nur logisch" erschien ihr da der Entschluss, in die väterlichen und großväterlichen Fußstapfen zu treten. "Ich habe aber zuerst noch eine Lehre als Bürokaufmann abgeschlossen", erzählt sie. "Das hieß damals so. Bürokauffrau hat niemand gesagt."

Ihr Vater sei sehr stolz gewesen, als die Tochter sich später für die Kfz-Branche entschied und sich in der Männerdomäne behaupten konnte. "Ich wurde zwar in der Berufsschule von den Lehrern und den Klassenkameraden seltsam angeschaut, aber wirklich schlechte Erfahrungen musste ich nie machen." Schweißen, Schmieden, Drehen und Feilen gehörten damals noch zum üblichen Berufsbild. Spezielle Werkzeuge mussten nach Maß angefertigt werden. "Das ist heute anders. Zwar sind technisches Verständnis und handwerkliches Geschick noch immer gefragt, aber man braucht auch sehr viel theoretisches Wissen. Ohne Testgeräte und Computer läuft nichts mehr", sagt Geimer.

Wenn sie den alten Renault R4, der in der Eingangshalle ihres Autohauses steht, mit modernen Fahrzeugen vergleicht, stellt sie fest: "Dazwischen liegen Welten. Es ist phänomenal, was sich in den letzten 30 Jahren alles verändert hat. Früher hat man Handschuhe als Schutz vorm Öl angezogen. Heute tut man das, um die Elektronik im Auto besser zu schützen."

Auch wenn sich ihr Arbeitsbereich im Laufe der Jahre von der Werkstatt größtenteils ins Büro verlagert hat, ihr Interesse am technischen Fortschritt ist nach wie vor groß. "Weiterbildung ist in unserem Beruf ohnehin das A und O", sagt sie. Ihr Wissen gibt Karin Geimer gerne weiter. Schon vor 15 Jahren hat sie Pannenkurse für Frauen angeboten. "Ich möchte die technischen Abläufe vermitteln, damit Frauen wissen, wie sie sich im Notfall helfen können." Und weil die Nachfrage nach solchen Kursen in letzter Zeit wieder gestiegen sei, soll schon bald der nächste stattfinden. Denn am Wichtigsten sei die Dienstleistung, die Nähe zum Kunden, fügt sie hinzu. Und daran habe sich in der über 80-jährigen Geschichte des Betriebs rein gar nichts geändert.

saarbruecker-zeitung.de/

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